Wenn's läuft, läuft's!

Saskia Brieger mit Brigitte • 12. April 2025
Cody unterwegs

Cody ist das Pferd, das ich am längsten begleite – seit 2019. Sechs Jahre voller Höhen, Tiefen und einem langen Weg voller Fragezeichen. Heute schreibe ich diese Zeilen mit Dankbarkeit – und ja, auch mit Schmerz, weil ich vieles früher hätte erkennen können. (Saskia) 


Brigittes Perspektive: Eine lange, verworrene Reise


Zehn Jahre lang suchten wir nach Antworten: Trainingsansätze wechselten, Hufbearbeitungsmethoden auch. Tierärzte und Osteopathen gaben sich die Klinke in die Hand, Diagnosen – von Leberwerten bis Blockaden – es hörte nie auf. Und Cody? Ging noch nie gerne vorwärts und es besserte sich nicht. Er lief fühlig, stolperte viel. Barhuf, dann Eisen, dann wieder barhuf. Das Ergebnis blieb ziemlich.

Nach einem Stallwechsel wurde er erneut beschlagen, wegen des schlechten Bodens dort auf dem Gelände. Das ging zunächst ganz gut. Aber es fiel auf, dass Cody nicht gut fußte und mit der Zehe der Hinterhufe über den Boden schliff. Also Zehe kürzen und vielleicht Keile? Diese änderten über einen Zeitraum von etwa sechs Monaten nichts. Dafür hatte Cody mittlerweile Atemwegsprobleme und eine Bronchoskopie bestätigte die schlimmste Befürchtung: Equines Asthma wurde diagnostiziert. Wir inhalierten täglich und bedampften Heu. Cody bekam Medikamente, aber die Bauchatmung blieb, zusammen mit dem immer wieder offenen Lumbosakralgelenk.

Nach einem weiteren Stallwechsel, wobei ich anmerken möchte, dass Cody immer im Offenstall gestanden hat, steigerten sich die Probleme weiter. Wir arbeiteten mittlerweile schon in Gebrauchshaltung vom Boden sowie unter dem Sattel, gingen viel ins Gelände, geritten oder geführt. Hier zeigte sich ein vermehrtes Rutschen und Stolpern, das mit der Zeit immer schlimmer wurde. Auch auf ebenem Boden knickte Cody oft weg.
Danach versuchten wir Duplos. Ja, das Rutschen war weg, aber gestolpert ist Cody weiterhin. Was hinzu kam, war eine gesteigerte Schreckhaftigkeit. Diese gipfelte dann Ende Oktober letzten Jahres darin, dass mein Pferd mich auf dem Paddock aus einer Schrecksituation heraus umrannte. Das war noch nie passiert. Ich verlor komplett das Vertrauen in mein Pferd und mein Pferd das Vertrauen in seinen Körper.

Wir holten erneut den Tierarzt – Saskia war dabei. Gemeinsam überzeugten wir ihn, dass Cody auf allen vier Hufen lahm war. Da bei allen vier Hufen Pulsation festgestellt wurde, kamen die Duplos runter. Kurz darauf wurden Codys Hufe erstmals nach physiologischen Prinzipien bearbeitet – und plötzlich begann sich alles zu ändern.

Heute läuft Cody. Er läuft wirklich! Und ja – der Sattel passt nicht mehr. Aber das ist ein eher schönes Problem. Der Unterschied? Die Kombination aus funktionaler Hufbearbeitung und der Gebrauchshaltung. Es ist keine Magie. Es ist einfach nur logisch.

 

 Saskias Perspektive: Vom Gefühl zur Erkenntnis

Cody war kein Einzelfall – aber einer, der mir besonders viel gezeigt hat. Schon beim ersten Reiten hatte ich das Gefühl: Dieses Pferd weiß nicht, was es mit dem Boden anfangen soll. Heute weiß ich: Dieses Gefühl war berechtigt.

Erst durch meine Auseinandersetzung mit der Biotensegrität und den Bodenreaktionskräften wurde mir klar, was da fehlte. Und schließlich stieß ich auf die Strasser-Prinzipien – ein System, das exakt zur funktionalen Anatomie passt,. Ich wollte verstehen, also schaute ich genauer hin: Hufkurse, Präparationen, echte Anatomie.

Bearbeitungsweisenungebildet und etwas naiv und blauäugig (schließlich wollen alle ja nur das Beste fürs Pferd) bin ich also losgezogen, um Probleme zu lösen, anstatt Symptome zu behandeln. Hier schien mir, zwei Hufkurse weiter, doch einiges im Argen zu liegen.
Also noch ein Hufkurs, auf zum Metzger, noch mehr Pferdebeine geholt, bearbeitet, zerlegt und die Hufe ausgegekocht, bis auf den Boden des Suppentopfs geblickt oder eben auf den Grund der strukturellen Anatomie. Also den Tatsachen ins Auge geschaut.

Was ich fand, war erschreckend. Die Ergebnisse vieler Hufbearbeitungsweisen passen schlicht nicht zu den gesunden (!) Bewegungsmustern der Pferde. Kein Wunder, dass sich Symptome chronisch halten. Wie kommt es aber, dass in der heutigen Zeit, in der bildgebende Diagnostik, tierärztliche Untersuchungen und osteopathische Behandlungen so gut sind wie noch nie, Pferde und ihre Besitzer derartige Leidenswege gehen müssen?

Cody verdankt seine bequemen Hufe und seine neue Lebensfreude und seine Gesundheit einem Vertrauensbonus. Weil mir seine Besitzerin (DANKE liebe Brigitte und danke an alle, die mit mir diesen Weg bis hierhin gegangen sind!!) vertraut hat. Weil sie nicht darauf gehört hat, was ihr die Experten geraten haben. Die Stallgassen-Experten und die echten Experten.

Wir haben mittlerweile viele Pferde durch eine konsequente Umstellung begleitet – Maren in ihren Kursen, ich meine Trainingspferde und die Pferde meiner Kundinnen vor Ort. Fast alle diese Pferde laufen um Lichtjahre besser. Bewegung wird effizient, schmerzhafte Strukturen erholen sich. Bei manchen sind die durch ungünstige Hufbearbeitung entstandenen Pathologien so schwer, dass es noch etwas Zeit braucht.

Cody weiß mittlerweile, was er mit dem Boden alles tun kann und er ist ein erstaunlich trittsicheres und zusehends motiviertes Pferd geworden.

Ich bin mit Sicherheit immer noch keine Hufexpertin, aber ich sehe tagtäglich die Entwicklung dieser Pferde. Sie sind die eigentlichen Experten, und wir alle wären gut beraten unser Ego samt alter Glaubenssätze hinten anzustellen und ihnen ernsthaft zuzuhören. Es sind ihre Hufe, es ist ihre Gesundheit und es ist ihr Wohlbefinden.

Fazit: Keine Raketenwissenschaft! 

Die richtigen Impulse an den richtigen Stellen können Welten verändern. Was wie ein Wunder wirkt, ist am Ende: ein funktionierender Huf und ein Körper, der sich wieder selbst organisieren darf.

Danke an Cody. Danke an Brigitte. Und danke an all die Pferde, die uns lehren, genauer hinzusehen.

 

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