Als Claudia sich im Dezember mit ihrem 11jährigen Araber-Warmblut-Wallach Chief zum Januar-Kurs “Argumente für Geländereitende” anmeldete, schickte sie mir direkt auch Fotos von ihrem Pferd. Da die Hufe sehr auffällig waren, sprach ich sie darauf an, in der Hoffnung, bis zum Kursbeginn aus dem Gröbsten raus zu sein. Aber lassen wir sie ihre Geschichte selbst erzählen:
“Ich weiss gar nicht recht, wo ich anfangen soll, wir haben bereits ziemliche Odyssee hinter uns. Eigentlich hatte Chief schon jahrelang Probleme, ich konnte sie nur nicht einordnen. Beim Reiten hatte ich auf Chief immer das Gefühl, dass sich seine ganze Wirbelsäule verdrehte und er total krumm war. Das ganze Pferd war verbogen und schief. Ende 2023 ließ ich einen MIM Gentest machen, der auf n/P2 positiv ausfiel. Da dachte ich, nun sei die Ursache der Schiefe gefunden. Ich passte die Fütterung an und deckte ihn warm ein. Manchmal wurde es besser, dann wieder schlechter. So wirklich die Lösung war das also noch nicht.
Im Frühling 2024 begann Chief, gelegentlich zu lahmen. Ein paar Wochen vorher war er in einer Decke hängen geblieben und mit der Brust gegen eine Stange geknallt. Das hätte eine Ursache sein können, aber in der Klinik fand man nichts. Die Röntgenbilder zeigten eine ganz normale Halswirbelsäule. Wir wurden zum Chiropraktiker weitergereicht, wo man eine Trageschwäche, leichte Facettengelenksarthrose und eventuelle Magenprobleme befundete.
Die HWS wurde gespritzt, der Magen behandelt, die Trageschwäche therapiert usw.... Bis in den Herbst 2024 hinein war ich nur mit Therapie beschäftigt, und damit, mich weiterzubilden in Sachen Trageschwäche und diesbezüglichen Therapieformen. Chief mochte diese Übung, die ihm aus der Trageschwäche helfen und ihn vorne stärker und breiter machen sollte, gar nicht. Er hasste sie und biss sich auf der rechten Hand immer ins rechte Karpalgelenk.
Ich buchte eine Tierärztin mit Schwerpunkt Verhaltensmedizin, und die zeigte mir, wie ich mich mitnehmen lassen sollte beim Führen von Chief. Ich ließ diese verhasste Therapieübung weg und übte nur noch, mich mitnehmen zu lassen und fand immer mehr Gefallen an diesem Gefühl. Chief mochte es auch. Dieses Gefühl machte süchtig und ich fing an zu suchen… Ich wusste nicht genau, nach was ich suchte, bis ich per Zufall auf einen Kommentar von Maren in einer HWS-ECVM-FB-Gruppe gestoßen bin, der mich aufhorchen ließ. Sie schrieb, dass das Pferd ein Training braucht, das die Wirbelsäule in sich stabilisiert und dass das weder über Vorwärts-abwärts noch über CTÜ hoch funktioniere - und dass Dressurtraining Stabilität voraussetzt, wo es selbst keine schafft. Es handele sich um ein systemisches Problem.
Das hatte gezündet. Ich sah mir die Kitchenlab-Videos auf Youtube an und kaufte beide LSG-Video-Sets. Eine Szene aus einem der Videos schlug bei mir ein wie eine Bombe. Sie zeigte so genau das, was ich immer auf Chief gefühlt hatte, wenn er sich so in sich verdrehte. Ich kaufte Marens Bücher und verschlang sie. Vor allem das Biotensegrity-Buch hatte es mir angetan, weil es genau dieses Gefühl beschrieb, das ich lieben gelernt habe bei Chiefs Führübungen. Aber zurück zu Chief: Die ganzen Therapien (Lockern, Lösen,
Podesttraining, Führübungen, usw.) brachten am Anfang schon etwas, aber sie machten Chief auch sehr vorhandlastig und sobald ich die Trainingsintensität nur leicht erhöhte, lief er wieder taktunrein. Mit jeden dritten Tag 30 Minuten ins Gelände reiten, mit einem kurzen Trab und danach nach Hause führen, schien eine Grenze erreicht. Also fragte ich nochmal die Tierärztin um Rat. Sie röntgte die Hufe und meinte, Chief brauche vorne einen Spezialbeschlag, weil es ihm da quasi die Hufknorpel oben aus der Hufkapsel rausdrückte.
Ich schrieb Maren an und sie wollte Huffotos sehen. Sie empfahl mir danach, sofort ein Buch über Barhufbearbeitung zu bestellen und durchzulesen. Am 24.12.25, an Heilig Abend, kam das Hufbuch an und Maren sagte zu mir: "Leg mein Biotensegrity Buch zur Seite, und lies zuerst das Hufbuch, das ist dringender!" Da wusste ich, es war wirklich dringend und arbeitete das Hufbuch in den Weihnachtsferien zweimal durch. Mein Entschluss, Chief auf barhuf umzustellen war zwar eine Mutprobe, aber ich wusste, dass ich das tun musste, weil ich nun die Problematik, die sich aus den steilen und engen Hufen ergab, erkennen konnte.
Im Januar kamen dann die Eisen ab und kurz darauf begann der lang ersehnte “Argumente für Geländereitende”-Kurs. Ich hatte ja schon seit Dezember versucht, mein Reiten zu verändern, aber jetzt, während des Kurses, haben wir den Durchbruch wohl wirklich geschafft.
Der Kurs ist absolut empfehlenswert. Wir sind durch Marens Tips von 95% Therapie und 5% Reiten im Laufe des Kurses auf 100 % Reiten und 0% Therapie geklettert. Chief trägt mich mittlerweile in allen Gangarten durch die Gegend, egal ob bergauf oder bergab. Ich habe keine Sekunde mehr Angst, dass er stolpern oder hinfallen könnte. Er ist total trittsicher und vor allem habe ich durch diese Art zu Reiten endlich ein gerades Pferd unter mir und nicht eines mit einer Wirbelsäule aus Gummi, das ständig in sich rotiert und sich verdreht. Chief ist gerade wie noch nie. Er ist stabil und trägt mich. Er ist trittsicher ohne die kleinsten Stolperer. Und das Training ist so einfach und so effizient, dass man es kaum glauben kann.
Das war nun die kurz zusammengefasste Geschichte von Chief, meinem über alles geliebten Araber/Warmblut-Mix. Ich hoffe, sie geht noch laaaange weiter und ich kann mit ihm die Welt erkunden.
Ein riesengrosses Dankeschön an dieser Stelle an Dich, Maren! Du warst und bist immer da, wenn man was fragt und man erhält immer sofort eine Antwort. Und deine Forscherei, bis Du allem auf den Grund gegangen bist, ist Gold wert. Danke, dass Du Deine Erkenntnisse so einfach und logisch erklärt an uns weitergibst!"
Dank an dich, liebe Claudia, denn Beispiele wie eures machen anderen wieder Mut. Ihr habt den Paradigmenwechsel sehr praktisch und konsequent vollzogen - und gerade noch rechtzeitig. Ich wünsche euch ganz viel Freude miteinander!
100% Reiten
Claudia Mader und Maren Diehl • 13. April 2025

Ihr mögt meine Blogposts und möchtet benachrichtigt werden, wenn es etwas Neues gibt? Dann bestellt einfach den Newsletter über den Button im Footer. Ihr könnt ihn jederzeit ganz einfach über einen Link im Newsletter wieder abbestellen, wenn ihr es euch anders überlegt.
Teilen
Tweet
Teilen
E-Mail