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Riesenponies Mutmachgeschichte

Maren Diehl • 12. Oktober 2024
Riesenpony Quando

Die Riesenponygeschichte über den Warmblutwallach Quando stammt von Saskia Brieger in Zusammenarbeit mit dessen Besitzerin Jana. Sie zeigt sehr  schön, dass die von mir in den Kursen vermittelten Ideen auch in der Weiterverbreitung noch die von mir beabsichtigte Wirkung zeigen:


"Als ich vor ziemlich genau einem Jahr Quando und seine Besitzerin kennenlernte, war viel Unsicherheit im Spiel. Unsicherheit, ob Quando überhaupt weiterhin geritten werden könnte, Unsicherheit, ob ihm nicht wieder etwas auf den Magen geschlagen hatte (festgestellt wurden bei ihm Magengeschwüre dritten Grades) und Unsicherheit, ob beim Antrainieren nicht der nächste Fesselträgerschaden auftreten würde.

Es waren bereits mehrere Versuche unternommen worden, die nach kurzer Zeit wieder in einer Lahmheit endeten. Er neigte dazu, plötzlich wild zu bocken oder an der Longe auszuflippen, was bei seiner Größe durchaus furchteinflössend wirkte. Bei seiner Reiterin lagen die Nerven blank und es stand im Raum, den tollen Wallach elfjährig in den Ruhestand zu schicken. 


Unsicherheit gab es aber auch bei Quando, denn eigentlich wollte er seine Sache gut machen. Und eigentlich hatte er gute Ideen. Aber niemand hat sie sich angehört.

Wir starteten also das erneute Antrainieren gemeinsam "in Gebrauchshaltung", die man Quando nicht lange erklären musste. Von der ersten Reitstunde an wurde sie für ihn zur Selbstverständlichkeit. Noch ein paar wenige Wochen hielt die Unsicherheit seiner Menschen an, aber seine verschwand ziemlich schnell - samt wehrigem Verhalten, Lahmheiten, Magengeschwüren und Zähneknirschen.

Quando ist inzwischen immer motiviert und fröhlich bei der Arbeit und wenn ich manchmal zufällig am Reitplatz vorbeikomme, bleibe ich stehen und schaue den  beiden  begeistert zu. Seine Bewegungen sind leicht und harmonisch, nichts ist von der verlängerten Stützbeinphase des Vorderbeines im Trab geblieben, er ist unglaublich taktrein geworden. Das fiel sogar bei einer Dressurprüfung auf, schlug sich jedoch leider nicht in der Wertnote nieder, obwohl Takt auf Platz 1 in der Skala der Ausbildung steht.


Mittlerweile trägt Quando seine Reiterin auch durchs Gelände, was früher nicht ganz ungefährlich und daher selten der Fall war. Die beiden haben Spaß und sind sogar wieder im Parcours unterwegs. Neulich gewannen sie ein A* Springen, auch das ist wieder möglich, was insbesondere Quando riesig freut. Bei seinem ersten Springen nach der Verletzungspause ist nach Sprung eins auf dem Video ein deutliches, begeistertes Quietschen von ihm zu hören, gefolgt von Lachen seiner Menschen. Die Unsicherheit ist der Freude gewichen. „Es macht so unglaublich viel Spaß mit ihm“, ist ein Satz den ich jetzt häufig höre.


 Neulich erreichte mich eine Sprachnachricht, über die ich mich besonders gefreut habe:


 „Hallo Saskia, ich sitze gerade noch auf dem Pferd und ich kann es eigentlich gar nicht glauben, er ist bestimmt gerade -ich habe keine Ahnung, denn ich konnte gar nicht aufhören-  zwanzig Wechsel durchgesprungen. Ich hatte noch nie so ein geniales Gefühl auf ihm….. Auch so einen Mitteltrab hat er noch nie gemacht. Ich glaube das Ausreiten und das ans Gebiss ziehen lassen, das tut ihm richtig gut! Ich bin so begeistert und kann gar nicht glauben, dass wir ihn auf M-Niveau trainieren und er da Bock drauf hat…“

Ja, auch das geht mit Spaß und Freude fürs Pferd. Aus der Gebrauchshaltung ergibt sich die Dressurhaltung, wir sind auf dem Weg. Sein Genick ist und bleibt der höchste Punkt, seine Nase dauerhaft vor der Senkrechten. Sein Blick ist klar und zufrieden und in den Dressurprüfungen hebt er sich alleine durch seinen Ausdruck unglaublich ab. Seine Übergänge könnte ich mir in Dauerschleife angucken und kann manchmal selbst kaum glauben, was hier passiert. Quandos Körper formt sich an und wächst mit seinen Aufgaben. Und wir sind erst am Anfang…. 

 

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Wo liegt eigentlich euer Fokus, wenn ihr mit eurem Pferd zusammen seid oder mit einem Klientenpferd? Wie sieht euer Weg mit diesem Pferd aus? 

Habt ihr ein Bild davon, wie euer Pferd oder dieses Klientenpferd als starkes, gesundes und belastbares Pferd aussehen würde? Habt ihr eine Vorstellung von den Potenzialen eures Pferdes? Wisst ihr, was es leisten könnte und wollte? 

Ein sehr großer Teil der Pferde, die ich sehe, ist dauerhaft in Behandlung oder Reha, kaum belastbar, und es haben sich ganze Ausbildungssysteme für kleinschrittige Bewegungsoptimierung entwickelt. Diese werden inzwischen leider auch auf die Ausbildung junger Pferde angewandt, die als erstes lernen müssen, so zu laufen wie das kaputte Rehapferd, das keinen Schritt neben der Spur machen darf. 

Ein kleiner Teil der Reiter und Pferde hat das Zeug für den großen Sport, wobei die meisten dieser Pferde ihr Niveau nur durch intensive Betreuung und Behandlung eine Zeit lang halten können. Das sind also nicht zwangsläufig die belastbarsten Pferde, sondern eher die besttherapierten. 

Bei den ehrgeizigen Reiter*innen kommt es darauf an, korrekte Hilfen zu geben, die vom Pferd ebenso korrekt befolgt werden müsse. Die Ausbildungsskala beginnt mit Seitengängen und der hohen Schule... Die meisten von ihnen bleiben irgendwann stecken, es geht nicht weiter, der Gaul will nicht mehr und wird krank. Womit diese Gruppe eine große Schnittmenge mit den anderen beiden Gruppen aufweist. 

Es gibt sicher noch viele weitere Gruppen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie diese Schnittmengen mit den oben genannten haben. 

Eine sehr eigene Gruppe mit wenigen Schnittmengen ist die der gesunden und belastbaren Pferde. Anstatt nun weiter die Abstrusitäten zu betrachten, schauen wir doch einfach mal, wodurch sich diese Gruppe auszeichnet: 

Diese Pferde bewegen sich viel im Gelände, auf unterschiedlichen Untergründen und können sich in allen Gangarten bergauf und bergab bewegen. Sie stolpern selten, haben eine gute und unempfindlich Sattellage und tragen ihre Reiter*innen sicher. Sie sind in der Lage, Geländehindernisse wie Gräben und Baumstämme, Bäche und Hänge zu überwinden. Notfalls kommen sie auch auf dem Reitplatz klar... 

Diese Pferde sind ausdauernd, belastbar, meistens recht zuverlässig, unternehmungsfreudig und vor allem selten krank. Sie sind irgendwie normal. 

Es ist ein Trugschluss, dass die Pferde das können, weil sie gesund sind. Sie sind gesund, weil sie das können und weil sie ihren eigenen Aufgabenbereich haben. 

Es gibt einen gangbaren Weg dorthin.

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