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Ökologische Nische für Geländereitende

Maren Diehl • 14. Februar 2022
Synergetisches Lernen für Geländereitende

Der Online-Kurs "Allerbeste Argumente für Geländereitende" läuft seit Ende Dezember. Die allerbesten Geländereitenden saugen alle Informationen auf wie die Schwämme und erzählen ihren Pferden davon, die wiederum fröhlich an die Umsetzung gehen. Das Abenteuer läuft. Spannenderweise sind wir thematisch sofort einvernehmlich umgeschwenkt in Richtung "Gebrauchshaltung in der Praxis", haben sozusagen einen neuen Kurs kreiert. Das hat sich so ergeben. Da wir alle viel Spaß mit dem entstehenden Konzept haben, werde ich damit wohl einen neuen Kurs ansetzen müssen.


Im letzten Blogpost hatte ich über synergetisches Lernen geschrieben, in diesem beschreibe ich euch genauer, wie das funktionieren kann. Der Grund, warum das in der oben erwähnten Gruppe so gut läuft, liegt nicht darin, dass die Teilnehmenden etwas über synergetisches Lernen und Forschen wüssten. Ich denke, dass das Konzept alle Strukturen des natürlichen, lebendigen Lernens (und der Freude daran!) bedient und deshalb mit den natürlichen Interessen und der praktischen Intelligenz von Menschen und Pferden harmoniert.


Nach langem Überlegen und aufgrund meiner Abneigung gegenüber Facebook und WhatsApp als Arbeitsplattformen hatte ich mich für Google Drive entschieden, wo ich alle Kurse ordne und die Inhalte zuteile. Jeder Kurs hat einen eigenen Ordner mit verschiedenen Unterordnern, die einerseits die Kursmaterialien beinhalten und andererseits genügend Raum bieten für die Beiträge der Teilnehmenden. Das Setting ist grafisch sehr einfach, aber die klare Struktur macht das wett.


Die beste Idee war die mit der interaktiven Google Präsentation, die bei den Geländereitenden ein voller Erfolg ist. Alle sind dabei und kreativ, die ersten 47 Seiten sind bereits gefüllt mit Fragen und Antworten, mit Fotos und Videos, mit Beschreibungen der Versuchsreihen und der Ergebnisse. Bei Bedarf lassen sich Seiten einfügen oder umstellen und das Ganze lässt sich als PDF herunterladen. 


Hier agieren alle gleichberechtigt, wodurch ein reger Austausch entsteht. Es ist völlig unerheblich, wie die "reiterliche Qualifikation" aussieht oder der "Ausbildungsstand des Pferdes". Alle Pferde bestätigen zielführende Veränderungen in den Vorstellungen ihrer Menschen, dem Equipment und dem Versuchsaufbau - sie sind am Austausch beteiligt. 


Das Pferd, das plötzlich das Gebiss vor sich her trägt und bergablaufen kann, das in Frührente befindliche Pony, das wieder Freude am Geländereiten zeigt, die Pferdedame, die plötzlich den Motor entdeckt - und dass das Tragen so viel weniger anstrengend wird...


Sie sind hier keine "Objekte reiterlicher Maßnahmen", sie sind Partner*innen in einem gemeinsamen Abenteuer. 


Es sieht so aus, als wäre es uns gemeinsam gelungen, eine dieser ökologische Nischen zu schaffen, die ich in meinem letzten Blogpost beschrieben hatte. Das kann ich übrigens nicht alleine, ich kann nur den Raum zur Verfügung stellen und das Geschehen moderieren. Ob der Raum sich mit Leben füllt, synergetisches Lernen stattfindet und vielleicht auch eine Vernetzung mit anderen ökologischen Nischen wächst, ist von der Interaktionsbereitschaft der Teilnehmenden abhängig. Deshalb an dieser Stelle ein großes Dankeschön an die allerbesten Geländereitenden der ersten Staffel!


Die zweite Staffel startet im Juni 22 und ist im Shop zu finden, ebenso wie die dritte Staffel der Biotensegrity Pioneers, die im September startet. Alle Kurse sind auf acht Teilnehmende begrenzt.

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Wo liegt eigentlich euer Fokus, wenn ihr mit eurem Pferd zusammen seid oder mit einem Klientenpferd? Wie sieht euer Weg mit diesem Pferd aus? 

Habt ihr ein Bild davon, wie euer Pferd oder dieses Klientenpferd als starkes, gesundes und belastbares Pferd aussehen würde? Habt ihr eine Vorstellung von den Potenzialen eures Pferdes? Wisst ihr, was es leisten könnte und wollte? 

Ein sehr großer Teil der Pferde, die ich sehe, ist dauerhaft in Behandlung oder Reha, kaum belastbar, und es haben sich ganze Ausbildungssysteme für kleinschrittige Bewegungsoptimierung entwickelt. Diese werden inzwischen leider auch auf die Ausbildung junger Pferde angewandt, die als erstes lernen müssen, so zu laufen wie das kaputte Rehapferd, das keinen Schritt neben der Spur machen darf. 

Ein kleiner Teil der Reiter und Pferde hat das Zeug für den großen Sport, wobei die meisten dieser Pferde ihr Niveau nur durch intensive Betreuung und Behandlung eine Zeit lang halten können. Das sind also nicht zwangsläufig die belastbarsten Pferde, sondern eher die besttherapierten. 

Bei den ehrgeizigen Reiter*innen kommt es darauf an, korrekte Hilfen zu geben, die vom Pferd ebenso korrekt befolgt werden müsse. Die Ausbildungsskala beginnt mit Seitengängen und der hohen Schule... Die meisten von ihnen bleiben irgendwann stecken, es geht nicht weiter, der Gaul will nicht mehr und wird krank. Womit diese Gruppe eine große Schnittmenge mit den anderen beiden Gruppen aufweist. 

Es gibt sicher noch viele weitere Gruppen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie diese Schnittmengen mit den oben genannten haben. 

Eine sehr eigene Gruppe mit wenigen Schnittmengen ist die der gesunden und belastbaren Pferde. Anstatt nun weiter die Abstrusitäten zu betrachten, schauen wir doch einfach mal, wodurch sich diese Gruppe auszeichnet: 

Diese Pferde bewegen sich viel im Gelände, auf unterschiedlichen Untergründen und können sich in allen Gangarten bergauf und bergab bewegen. Sie stolpern selten, haben eine gute und unempfindlich Sattellage und tragen ihre Reiter*innen sicher. Sie sind in der Lage, Geländehindernisse wie Gräben und Baumstämme, Bäche und Hänge zu überwinden. Notfalls kommen sie auch auf dem Reitplatz klar... 

Diese Pferde sind ausdauernd, belastbar, meistens recht zuverlässig, unternehmungsfreudig und vor allem selten krank. Sie sind irgendwie normal. 

Es ist ein Trugschluss, dass die Pferde das können, weil sie gesund sind. Sie sind gesund, weil sie das können und weil sie ihren eigenen Aufgabenbereich haben. 

Es gibt einen gangbaren Weg dorthin.

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