Zwanzig Podcast-Folgen Bullshit-Bingo haben wir produziert, Silke Jahn und ich. Das bedeutet mindestens zwanzig Mal intensive Beschäftigung mit den Gedanken und Meinungen, den Theorien und Formulierungen, den Büchern, Videos, Postings und Artikeln anderer Leute. Das bedeutet zwanzig Mal Inhalte auf den Punkt bringen und den Fehler im System herausarbeiten.
An dieser Stelle herzlichen Dank an unsere Hörerinnen und Hörer, die immer ungeduldig auf die nächste Folge gewartet und uns so schöne Rückmeldungen geschrieben und gesprachnachrichtet haben. Welchen Gewinn haben sie aus der Podcast-Staffel gezogen?
Es haben diejenigen Hörerinnen und Hörer vom Podcast am meisten profitiert, die immer dachten, sie seien zu blöd, um die ganzen Begründungen zu verstehen, was man unbedingt wie mit seinem Pferd machen muss oder was man auf keinem Fall machen darf. Die, die keinen Zusammenhang herstellen konnten zwischen Bildern und Texten in Büchern und Blogposts. Es ist aber auch vielen von denen ein Licht aufgegangen, die sich zunehmend schlecht gelaunt oder verzweifelt mit immer schlechter gelaunten, verzweifelnden und kränker werdenden Pferden in irgendwelchen Trainingssystemen abgemüht haben. Und auf lange Sicht werden die SchülerInnen und PatientInnen der Hörerinnen profitieren, die mit Hilfe des Podcasts verstanden haben, was bislang falsch gelaufen ist.
Liebe diese Hörerinnen und Hörer, für euch haben wir uns gerne ins Zeug gelegt!
Zwanzig Folgen Bullshit-Bingo bedeutebedeuten auch, Emails und Nachrichten auszuhalten, in denen die Stars der Serie verteidigt werden, weil sie ja so nett sind, Pferde lieb haben, sich solche Mühe geben und ja auch schon Pferden geholfen haben. Oder Mails, mit denen einem nahegelegt wird, eine bestimmte Podcastfolge offline zu schalten, damit man in einer Facebook-Gruppe noch mitspielen darf.
Das Einzige, was definitiv nicht dabei war, waren Mails mit inhaltlichem Bezug auf die Kritikpunkte oder gar deren Widerlegung. Nada. Niente. Kein Wort zu den grundlegenden, mehrfach besprochenen Fehlern in den Systemen. Und das ist schade.
Kein Wort zu Teesieb und Bauchpendel, kein fachliches Statement zu "serratum ventricalitate" oder sperrangelweit geöffnetem Lumbosakralgelenk im Rückwärtsgang am Hang, keine pädagogisch wertvolle Begründung für “bissl mehr Biegung über dem Sprung”.
Hier braucht es Diskussionen, und zwar nicht im Sinne von “es gibt Schlimmeres” oder “ja aber, die Oliven (FN, Akademiker, Baucheristen, etc)”, sondern Diskussionen über Prinzipien der funktionalen Anatomie. Wir brauchen Diskussionen mit allen Professionen (ups, wir haben in der Podcast-Staffel die Hufe vergessen!). Wir brauchen keine Podiums-Kuscheldebatten des Klubs gegenseitiger Bewunderung, sondern eine faktenbasierte nervige, desillusionierende und bestimmt auch oft schmerzhafte Diskussion über die Grundlagen der Pferdeausbildung und der therapeutischen Ansätze, über einen Paradigmenwechsel.
Solange sich in den Filterblasen von Verbänden, Reitweisen, Therapierichtungen immer nur über einander ausgelassen wird, ohne sich mit der Kritik an der eigenen Arbeit auseinanderzusetzen, solange seitenweise Abhandlungen über die eigene Arbeit verfasst werden, ohne benannte Kritikpunkte fachlich zu widerlegen, so lange wird der aufzuteilende Kuchen immer größer und die Zahl der gesunden Pferde immer geringer.
Darauf haben wir aber nur geringen Einfluss. Wir haben unseren Job gemacht. Ihr wisst jetzt Bescheid und erkennt ein Schokotörtchen, wenn ihr drin steht.
Vielleicht sehen wir uns ja noch in einem der letzten Kurse in diesem Jahr. Schaut einfach mal im Shop vorbei!