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Ponygeschichte auf arabisch

Elli Neudert • 4. August 2024
Windtrinkerin unterwegs

Als Gott das Pferd erschuf, sprach er zum Südwind 


„Ich möchte ein Wesen aus dir erschaffen.

 Verdichte dich!

Und der Wind verdichtete sich“.


Unser Weg zur mutmachenden Ponygeschichte begann Anfang Februar 2024, als ich über eine Empfehlung auf Maren‘s Bücher stieß und diese innerhalb kürzester Zeit verschlang. Mit einer komplett anderen Vorstellung von Bewegung fuhr ich daraufhin in den Stall und nahm diese in die Arbeit an der Longe mit. Meine 7-jährige Vollblutaraberstute Aziza wich mir danach nicht von der Seite. Sie stand groß und stolz wie eine Statue bei mir und erklärte mir in Großbuchstaben, dass wir hier richtig wären.
Mein Herz, welches schon während des Lesens höher schlug, verband sich mit der Meinung meiner Stute zu dem Entschluss, dass Lesen nicht genug sei, sondern mindestens ein Kurs angebracht wäre. Nach Rücksprache mit Maren entschied ich mich für den dreimonatigen Kurs „Argumente für Geländereitende“ und unser Abenteuer begann.

Ein kurzer Rückblick auf den damaligen „Ist-Zustand“ von Aziza:
Wir hatten vieles am Boden ausprobiert und Azizas Antwort auf die meisten dieser Dinge war nach kurzer Zeit sehr regelmäßig Explosion, Stress und für ein Jungpferd enormer Therapiebedarf. Die Osteopathin war zu dieser Zeit etwa alle 6-8 Wochen bei uns zu Gast und half ihr aus entstandenen Blockaden und faszialen Verklebungen und Verspannungen.
Ich hatte mich damit arrangiert, dass Aziza sehr spät oder vielleicht gar nicht reitbar werden würde.

Wir hatten immer eine super Verbindung zueinander, aber in der Bahn wollte es mir nicht gelingen, etwas zu finden, was sie in den körperlichen und psychischen Zustand versetzen konnte, der für ein Reitpferd Voraussetzung ist. Beim Spazierengehen im Gelände und im freien Spiel ging es uns sehr gut miteinander und ich dachte, so könnten wir auch ein Leben zusammen verbringen, während gleichzeitig der Gedanke blieb, ihr so nicht genug bieten zu können.

Mit diesen Voraussetzungen begannen wir im Mai 2024 mit dem Kurs, bekamen neben viel Wissen vor allem mutmachende, prägnante und passende Antworten auf eingestellte Videos und Fragen. Antworten, die Raum für eigene Entwicklung und Erkenntnisse ließen. In diesem Raum der Möglichkeiten begann ich mit einer sinnvollen Vorbereitung für ein zukünftiges Reitpferd. Das erste eigenständige Aufsitzen fand dann bald auf einem stabil stehenden Pferd statt, welches jetzt physisch und psychisch bereit dafür war.

Danach ging es in schwindelerregender Geschwindigkeit voran, vom Aufsitzen im Gelände über erstes von Aziza initiiertes Antreten (ebenfalls im Gelände) bis zu dem ersten kleinen Trab (Aziza war bereit und ganz bei sich). Heute sind wir bereits ein Pferd-Reiter-Paar, welches sich die gemeinsamen Grundlagen in der Natur erarbeitet und mittlerweile lustig lange Strecken trabend und kleine Aufgaben bewältigend ein Abenteuer nach dem anderen erlebt. Währenddessen entwickeln und stabilisieren sich sich Körper, Geist und Gesundheit meiner Stute in einer Positivspirale fortlaufend.

Ihre Antworten auf all die Dinge, die wir im Kurs und aus den Büchern gelernt haben, lauten „JA“ (in Großbuchstaben) und während wir fröhlich durch die Welt und Weite traben, spielen ihre Ohren im Wind und ihre Augen leuchten. Genau so, wie ein Araber in seinem Wesen gemeint ist:

„Gott hat die Menschen aus Erde gemacht, das Pferd aber schuf er aus Wind“.

Danke, Maren für deine großartige und bahnbrechende Arbeit und danke, Aziza, dass du mich dorthin geleitet hast und dich nicht verbiegen lässt, sondern nachdrücklich auf der Entwicklung deines biotensegralen Potentials bestehst….


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Wo liegt eigentlich euer Fokus, wenn ihr mit eurem Pferd zusammen seid oder mit einem Klientenpferd? Wie sieht euer Weg mit diesem Pferd aus? 

Habt ihr ein Bild davon, wie euer Pferd oder dieses Klientenpferd als starkes, gesundes und belastbares Pferd aussehen würde? Habt ihr eine Vorstellung von den Potenzialen eures Pferdes? Wisst ihr, was es leisten könnte und wollte? 

Ein sehr großer Teil der Pferde, die ich sehe, ist dauerhaft in Behandlung oder Reha, kaum belastbar, und es haben sich ganze Ausbildungssysteme für kleinschrittige Bewegungsoptimierung entwickelt. Diese werden inzwischen leider auch auf die Ausbildung junger Pferde angewandt, die als erstes lernen müssen, so zu laufen wie das kaputte Rehapferd, das keinen Schritt neben der Spur machen darf. 

Ein kleiner Teil der Reiter und Pferde hat das Zeug für den großen Sport, wobei die meisten dieser Pferde ihr Niveau nur durch intensive Betreuung und Behandlung eine Zeit lang halten können. Das sind also nicht zwangsläufig die belastbarsten Pferde, sondern eher die besttherapierten. 

Bei den ehrgeizigen Reiter*innen kommt es darauf an, korrekte Hilfen zu geben, die vom Pferd ebenso korrekt befolgt werden müsse. Die Ausbildungsskala beginnt mit Seitengängen und der hohen Schule... Die meisten von ihnen bleiben irgendwann stecken, es geht nicht weiter, der Gaul will nicht mehr und wird krank. Womit diese Gruppe eine große Schnittmenge mit den anderen beiden Gruppen aufweist. 

Es gibt sicher noch viele weitere Gruppen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie diese Schnittmengen mit den oben genannten haben. 

Eine sehr eigene Gruppe mit wenigen Schnittmengen ist die der gesunden und belastbaren Pferde. Anstatt nun weiter die Abstrusitäten zu betrachten, schauen wir doch einfach mal, wodurch sich diese Gruppe auszeichnet: 

Diese Pferde bewegen sich viel im Gelände, auf unterschiedlichen Untergründen und können sich in allen Gangarten bergauf und bergab bewegen. Sie stolpern selten, haben eine gute und unempfindlich Sattellage und tragen ihre Reiter*innen sicher. Sie sind in der Lage, Geländehindernisse wie Gräben und Baumstämme, Bäche und Hänge zu überwinden. Notfalls kommen sie auch auf dem Reitplatz klar... 

Diese Pferde sind ausdauernd, belastbar, meistens recht zuverlässig, unternehmungsfreudig und vor allem selten krank. Sie sind irgendwie normal. 

Es ist ein Trugschluss, dass die Pferde das können, weil sie gesund sind. Sie sind gesund, weil sie das können und weil sie ihren eigenen Aufgabenbereich haben. 

Es gibt einen gangbaren Weg dorthin.

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