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ECVM - Yes, we can

Maren Diehl und Saskia Brieger • 3. August 2024
ECVM - Der Kurs

Der zweite unserer ECVM-Kurse in diesem Jahr ist beendet. Alle Pferde haben sich positiv entwickelt, mehrere Pferde haben gezeigt, dass sie zu ihrem eigenen Wohle reitbar sind, und alle Teilnehmerinnen haben in der Abschlussrunde betont, jetzt eine zuverlässige innere Landkarte für ihre weitere Arbeit zu haben.

Das ist, wie wir finden, eine ordentliche Bilanz und damit ein guter Erfolg.

Als Hauptargument gegen diesen Kurs wurde im Vorfeld häufig vorgebracht, dass man das Training von Pferden mit zum Teil schweren ECVM-Befunden nicht online vermitteln könne.
Genau das hat, allen Unkenrufen zum Trotz, in den letzten Monaten nachweislich funktioniert!

Wir können guten Gewissens behaupten, dass wir mit unserem Kurs vielen recht erfahrenen Reiterinnen mit ECVM-befundeten Pferden die Möglichkeit bieten, sich nachhaltig unabhängig zu machen von TrainerInnen und TherapeutInnen - und übrigens auch von uns!

Wer noch mehr wissen möchte über Biotensegrität, Bodenreaktionskräfte, Gebrauchshaltung und den Wert des Reitens im Gelände, kann natürlich weitere Kurse buchen oder Saskias Coaching. Aber das ist nicht zwingend nötig, da mit diesem ECVM-Kurs eine sichere Basis für die weitere Arbeit gelegt wird.

Alle Teilnehmerinnen konnten den so wichtigen Anfang vom roten Faden finden und ganz selbstständig die ersten Schritte in Richtung neuer Normalität mit ihren Pferden gehen. Dieser jederzeit wieder auffindbare Anfang versetzt die Teilnehmerinnen unserer Kurse in die Lage, auch beispielsweise nach verletzungsbedingten Pausen ihre Arbeit mit den Pferden wieder aufzunehmen.

Die tragende Rolle der Pferdebesitzerinnen besteht darin, die Prinzipien und die wenigen wichtigen Regeln zu verstehen - und dann anzufangen. Dieses selbst Anfangen ist essenziell, um zu spüren und zu verstehen, was zielführende und nachhaltige Arbeit ausmacht. Gleichzeitig erwacht in den Pferden die Freude an der Bewegung, sobald diese leicht und effizient wird und die zahllosen Symptome verschwinden, die ECVM und viele Trainingssysteme mit sich bringen.

Festzustellen ist: Die Pathologien als solche bleiben, denn der ECVM-Befund ist nicht plötzlich weg und die Arthrose auch nicht. Das Problem liegt aber nicht im Befund, sondern in den Symptomen. Die Lösung liegt wiederum nicht in der Symptombekämpfung. Die Lösung liegt in der Selbstorganisationsfähigkeit biotensegraler Systeme, wie Pferdekörper es eben sind.

Selbst Körper mit massiven Schwachstellen beginnen im geeigneten Setting, sich neu zu organisieren und sie bauen sich auch nachhaltig um. Die Vorlage für diesen Prozess geben - auf der Grundlage der im Kurs vermittelten Kenntnisse - am besten die Pferdebesitzerinnen selbst. Dies geschieht im individuellen Tempo, angepasst an die Bedürfnisse ihrer Pferde, indem die Teilnehmerinnen ausprobieren, üben und vor allem die Pferde ausprobieren und üben lassen.

Die bisherigen reproduzierbaren Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass ECVM nicht das Hauptproblem der betroffenen Pferde ist. Diese Pferde sind keine Dauerpatienten, wenn sie nicht dazu gemacht werden. Man kann sehr viel Zeit, Geld und Nerven sparen auf dem Weg zum belastbaren Reitpferd, zu einem Pferd, das sich in seinem Körper wohl und vielleicht sogar besser fühlt als die vermeintlich gesunden Artgenossen - wenn man den Fokus weg von den Pathologien auf die Möglichkeiten richtet.

Die beiden bisherigen Kurse haben die folgenden Annahmen aus dem Blogpost vom Dezember ‘23 nun bestätigt:
“Genaugenommen sind diese Pferde Zeigerpflanzen, die einfach nicht mehr aushalten können, was Generationen von Pferden vor ihnen an reiterlichen Fehlleistungen ausgehalten haben. Zudem machen sie ganz klar, dass Therapie keine dauerhafte Lösung des Problems liefert.

Dabei sind nun nicht die einzelnen Reiter in ihrer Unvollkommenheit das Problem. Es gibt keine vollkommenen Reiter, und Pferde brauchen auch keine vollkommenen Reiter. Das Problem liegt in den Grundannahmen davon, wie Pferde funktionieren und wie man sie am besten ausbildet, es liegt in den Glaubenssystemen.”

Und so lassen sich unsere Ergebnisse mit viel weniger Aufwand erreichen, als die meisten Leute, die sich mit dem Thema ECVM beschäftigen, glauben. Die am häufigsten gehörte erstaunte Frage in unseren Kursen war: „Das ist alles?“
Ja. Das ist alles und damit geht alles.

Yes, we can!

Hier geht es zum Kurs:
https://www.die-pferde-sind-nicht-das-problem.de/shop/ECVM-September-24-p598822090
Und hier findet ihr den Blogpost von Dezember ‘23:
https://www.die-pferde-sind-nicht-das-problem.de/gebrauchspferd-trotz-ecvm


Disclaimer:

  • Der Kurs ist nicht geeignet, um als Reitanfänger auf einem ECVM-befundeten Pferd reiten zu lernen!
  • Euer Sattel wird vermutlich innerhalb der drei  Kursmonate zu eng werden.
     

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Wo liegt eigentlich euer Fokus, wenn ihr mit eurem Pferd zusammen seid oder mit einem Klientenpferd? Wie sieht euer Weg mit diesem Pferd aus? 

Habt ihr ein Bild davon, wie euer Pferd oder dieses Klientenpferd als starkes, gesundes und belastbares Pferd aussehen würde? Habt ihr eine Vorstellung von den Potenzialen eures Pferdes? Wisst ihr, was es leisten könnte und wollte? 

Ein sehr großer Teil der Pferde, die ich sehe, ist dauerhaft in Behandlung oder Reha, kaum belastbar, und es haben sich ganze Ausbildungssysteme für kleinschrittige Bewegungsoptimierung entwickelt. Diese werden inzwischen leider auch auf die Ausbildung junger Pferde angewandt, die als erstes lernen müssen, so zu laufen wie das kaputte Rehapferd, das keinen Schritt neben der Spur machen darf. 

Ein kleiner Teil der Reiter und Pferde hat das Zeug für den großen Sport, wobei die meisten dieser Pferde ihr Niveau nur durch intensive Betreuung und Behandlung eine Zeit lang halten können. Das sind also nicht zwangsläufig die belastbarsten Pferde, sondern eher die besttherapierten. 

Bei den ehrgeizigen Reiter*innen kommt es darauf an, korrekte Hilfen zu geben, die vom Pferd ebenso korrekt befolgt werden müsse. Die Ausbildungsskala beginnt mit Seitengängen und der hohen Schule... Die meisten von ihnen bleiben irgendwann stecken, es geht nicht weiter, der Gaul will nicht mehr und wird krank. Womit diese Gruppe eine große Schnittmenge mit den anderen beiden Gruppen aufweist. 

Es gibt sicher noch viele weitere Gruppen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie diese Schnittmengen mit den oben genannten haben. 

Eine sehr eigene Gruppe mit wenigen Schnittmengen ist die der gesunden und belastbaren Pferde. Anstatt nun weiter die Abstrusitäten zu betrachten, schauen wir doch einfach mal, wodurch sich diese Gruppe auszeichnet: 

Diese Pferde bewegen sich viel im Gelände, auf unterschiedlichen Untergründen und können sich in allen Gangarten bergauf und bergab bewegen. Sie stolpern selten, haben eine gute und unempfindlich Sattellage und tragen ihre Reiter*innen sicher. Sie sind in der Lage, Geländehindernisse wie Gräben und Baumstämme, Bäche und Hänge zu überwinden. Notfalls kommen sie auch auf dem Reitplatz klar... 

Diese Pferde sind ausdauernd, belastbar, meistens recht zuverlässig, unternehmungsfreudig und vor allem selten krank. Sie sind irgendwie normal. 

Es ist ein Trugschluss, dass die Pferde das können, weil sie gesund sind. Sie sind gesund, weil sie das können und weil sie ihren eigenen Aufgabenbereich haben. 

Es gibt einen gangbaren Weg dorthin.

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