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Mehr mutmachende Ponygeschichten - Die schwarzwälder Viertelmeiler

Maren Diehl • 28. Januar 2023
Schwarzwälder Viertelmeiler

Ponygeschichten 4 - Die Schwarzwaldquarter


Nachdem die Pony-Trilogie mit den Geschichten zum Mutmachen so gut angekommen ist, geht es jetzt mit Katrins Schwarzwaldquartern weiter. 


"Ich bin jetzt seit einem Jahr mit den Gedanken und Ausführungen von Maren aktiv beim Reiten unterwegs… und habe auch das Glück ein sehr kommunikatives - nein, zwei kommunikative Pferde zu haben. 


Da ich keinen Reitplatz und keine Halle habe (also die kann ich schon nutzen, muß dafür aber verladen, eigentlich easy, aber… da sind so viele ambitionierte Sport- und Freizeitreiter - kann man machen, muss man aber nicht), findet besagtes Unterwegssein meistens im Gelände statt.


Der Große ist dieses Jahr 17 geworden, ein Ranch- Quarter, alter Schlag, muskulös, schwer, kurze Beine, und dazu noch ein onkeln über die großen Zehen. Aber seit ich das Gelände anders nutze, den Boden für mich arbeiten lasse, die Idee des neutral geschlossenen Lumbosakralgelenks habe, mein schlechtes Gewissen zu Hause lasse (ich bin zu schwer, der Boden ist zu hart, der Weg zu steil….), passieren absolut unglaubliche Dinge. 


Das Pferd sieht deutlich jünger aus als vor einem Jahr, die Hufe sind gerader geworden, es hat eine mega gute Figur (ja, das Wohlstandsbäuchlein ist noch da ..), sieht einfach toll aus, ist dermaßen ambitioniert bei der Sache (und ich kann dir versichern, wenn der keinen Bock hat, bist du verloren), kann sich total gut bewegen (ob unter dem Sattel oder ohne), daß ich  täglich im Stall stehe und dankbar bin, dieses Wissen vermittelt bekommen zu haben. Denn das hat alles verändert. 


Und der Jüngere (12) hat sich zu einem selbstbewussten, freudigen und leistungsstarken Pferd entwickelt, bei dem  ich immer nur staune. Er hat z.B. für sich entdeckt wie es ist, wenn man auf die Strecke geht, neues Gelände erkundet, Forscher ist, etc.


Außerdem hat sich seine Haltung mir gegenüber verändert: Er traut sich, was zu sagen und weiß, daß ich versuche es zu verstehen. Er traut sich vor allem Sachen zu probieren (unter dem Sattel kann man tolle Testläufe zur Bewegungskompetenz machen - sagt das Pferd, auch wenn dem Frauchen manchmal das Herz in die Hose rutscht).


Meine Pferde sind sehr erfreut über die Veränderungen die sich seitdem ergeben haben:


Wir reiten alles an Boden was bereitbar ist, mit großer Freude und Sicherheit. Ich reite mit gutem Gewissen Trab und mit dem Großen auch Galopp bergab, mache mir keine oder nur wenige Gedanken über´s Rutschen…. Was widerum den Pferden sehr viel Spass macht. 


Eine große und überraschende Veränderung ist tatsächlich die Sache mit dem Gebiss tragen und dem Ziehen ans Gebiss …. das finde ich total faszinierend, wie sich das entwickelt. Wie sich vor allem die Pferde entwickeln, die Rücken stabil und tragfähig werden und sie nach einiger Übung auch den Kontakt am Gebiss einfordern, das macht unglaublich Freude. Es ist ein tolles Gefühl wenn sich alles aufspannt und man auf dem Pferd wie auf einer Welle sitzt."


Was mich an der Geschichte so freut? Dass die Pferde eine so interessante Anpassung des gefühlten Alters vollzogen haben! Der Große, der sich bereits auf dem besten Weg in den Vorruhestand befand, ist in den Jungbrunnen gefallen. Und der Junge, das ewige, unkoordinierte jungpferdige Weichei, ist mal eben im Alter von elf Jahren doch noch erwachsen geworden. Wobei ich hier das Erwachsensein im positivsten Sinne meine, denn er ist jetzt in der Eigenverantwortung, der Bewegungskompetenz und der Selbstwirksamkeit angekommen. 



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Wo liegt eigentlich euer Fokus, wenn ihr mit eurem Pferd zusammen seid oder mit einem Klientenpferd? Wie sieht euer Weg mit diesem Pferd aus? 

Habt ihr ein Bild davon, wie euer Pferd oder dieses Klientenpferd als starkes, gesundes und belastbares Pferd aussehen würde? Habt ihr eine Vorstellung von den Potenzialen eures Pferdes? Wisst ihr, was es leisten könnte und wollte? 

Ein sehr großer Teil der Pferde, die ich sehe, ist dauerhaft in Behandlung oder Reha, kaum belastbar, und es haben sich ganze Ausbildungssysteme für kleinschrittige Bewegungsoptimierung entwickelt. Diese werden inzwischen leider auch auf die Ausbildung junger Pferde angewandt, die als erstes lernen müssen, so zu laufen wie das kaputte Rehapferd, das keinen Schritt neben der Spur machen darf. 

Ein kleiner Teil der Reiter und Pferde hat das Zeug für den großen Sport, wobei die meisten dieser Pferde ihr Niveau nur durch intensive Betreuung und Behandlung eine Zeit lang halten können. Das sind also nicht zwangsläufig die belastbarsten Pferde, sondern eher die besttherapierten. 

Bei den ehrgeizigen Reiter*innen kommt es darauf an, korrekte Hilfen zu geben, die vom Pferd ebenso korrekt befolgt werden müsse. Die Ausbildungsskala beginnt mit Seitengängen und der hohen Schule... Die meisten von ihnen bleiben irgendwann stecken, es geht nicht weiter, der Gaul will nicht mehr und wird krank. Womit diese Gruppe eine große Schnittmenge mit den anderen beiden Gruppen aufweist. 

Es gibt sicher noch viele weitere Gruppen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie diese Schnittmengen mit den oben genannten haben. 

Eine sehr eigene Gruppe mit wenigen Schnittmengen ist die der gesunden und belastbaren Pferde. Anstatt nun weiter die Abstrusitäten zu betrachten, schauen wir doch einfach mal, wodurch sich diese Gruppe auszeichnet: 

Diese Pferde bewegen sich viel im Gelände, auf unterschiedlichen Untergründen und können sich in allen Gangarten bergauf und bergab bewegen. Sie stolpern selten, haben eine gute und unempfindlich Sattellage und tragen ihre Reiter*innen sicher. Sie sind in der Lage, Geländehindernisse wie Gräben und Baumstämme, Bäche und Hänge zu überwinden. Notfalls kommen sie auch auf dem Reitplatz klar... 

Diese Pferde sind ausdauernd, belastbar, meistens recht zuverlässig, unternehmungsfreudig und vor allem selten krank. Sie sind irgendwie normal. 

Es ist ein Trugschluss, dass die Pferde das können, weil sie gesund sind. Sie sind gesund, weil sie das können und weil sie ihren eigenen Aufgabenbereich haben. 

Es gibt einen gangbaren Weg dorthin.

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