Ponygeschichten 4 - Die Schwarzwaldquarter
Nachdem die Pony-Trilogie mit den Geschichten zum Mutmachen so gut angekommen ist, geht es jetzt mit Katrins Schwarzwaldquartern weiter.
"Ich bin jetzt seit einem Jahr mit den Gedanken und Ausführungen von Maren aktiv beim Reiten unterwegs… und habe auch das Glück ein sehr kommunikatives - nein, zwei kommunikative Pferde zu haben.
Da ich keinen Reitplatz und keine Halle habe (also die kann ich schon nutzen, muß dafür aber verladen, eigentlich easy, aber… da sind so viele ambitionierte Sport- und Freizeitreiter - kann man machen, muss man aber nicht), findet besagtes Unterwegssein meistens im Gelände statt.
Der Große ist dieses Jahr 17 geworden, ein Ranch- Quarter, alter Schlag, muskulös, schwer, kurze Beine, und dazu noch ein onkeln über die großen Zehen. Aber seit ich das Gelände anders nutze, den Boden für mich arbeiten lasse, die Idee des neutral geschlossenen Lumbosakralgelenks habe, mein schlechtes Gewissen zu Hause lasse (ich bin zu schwer, der Boden ist zu hart, der Weg zu steil….), passieren absolut unglaubliche Dinge.
Das Pferd sieht deutlich jünger aus als vor einem Jahr, die Hufe sind gerader geworden, es hat eine mega gute Figur (ja, das Wohlstandsbäuchlein ist noch da ..), sieht einfach toll aus, ist dermaßen ambitioniert bei der Sache (und ich kann dir versichern, wenn der keinen Bock hat, bist du verloren), kann sich total gut bewegen (ob unter dem Sattel oder ohne), daß ich täglich im Stall stehe und dankbar bin, dieses Wissen vermittelt bekommen zu haben. Denn das hat alles verändert.
Und der Jüngere (12) hat sich zu einem selbstbewussten, freudigen und leistungsstarken Pferd entwickelt, bei dem ich immer nur staune. Er hat z.B. für sich entdeckt wie es ist, wenn man auf die Strecke geht, neues Gelände erkundet, Forscher ist, etc.
Außerdem hat sich seine Haltung mir gegenüber verändert: Er traut sich, was zu sagen und weiß, daß ich versuche es zu verstehen. Er traut sich vor allem Sachen zu probieren (unter dem Sattel kann man tolle Testläufe zur Bewegungskompetenz machen - sagt das Pferd, auch wenn dem Frauchen manchmal das Herz in die Hose rutscht).
Meine Pferde sind sehr erfreut über die Veränderungen die sich seitdem ergeben haben:
Wir reiten alles an Boden was bereitbar ist, mit großer Freude und Sicherheit. Ich reite mit gutem Gewissen Trab und mit dem Großen auch Galopp bergab, mache mir keine oder nur wenige Gedanken über´s Rutschen…. Was widerum den Pferden sehr viel Spass macht.
Eine große und überraschende Veränderung ist tatsächlich die Sache mit dem Gebiss tragen und dem Ziehen ans Gebiss …. das finde ich total faszinierend, wie sich das entwickelt. Wie sich vor allem die Pferde entwickeln, die Rücken stabil und tragfähig werden und sie nach einiger Übung auch den Kontakt am Gebiss einfordern, das macht unglaublich Freude. Es ist ein tolles Gefühl wenn sich alles aufspannt und man auf dem Pferd wie auf einer Welle sitzt."
Was mich an der Geschichte so freut? Dass die Pferde eine so interessante Anpassung des gefühlten Alters vollzogen haben! Der Große, der sich bereits auf dem besten Weg in den Vorruhestand befand, ist in den Jungbrunnen gefallen. Und der Junge, das ewige, unkoordinierte jungpferdige Weichei, ist mal eben im Alter von elf Jahren doch noch erwachsen geworden. Wobei ich hier das Erwachsensein im positivsten Sinne meine, denn er ist jetzt in der Eigenverantwortung, der Bewegungskompetenz und der Selbstwirksamkeit angekommen.