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Eine Ponygeschichte zum Mutmachen 3

Maren Diehl • 17. Januar 2023
Ein Wandersulky auf Wanderschaft

Teil 3


Der Zweibeiner 


"Und so haben wir uns in den vergangenen sieben Jahren noch einmal eine ganz neue Welt erschlossen. Zwar waren wir immer schon viel im Gelände unterwegs, doch ließ sich die mahnende Stimme im Hinterkopf, dass man sein Pferd nur durch gymnastizierende Platzarbeit trag- und arbeitsfähig machen und erhalten könne, nie ganz abschalten. 


Erst, nachdem der Isländer mitteilte, keine engen Kreise im tiefen Boden mehr lahmfrei traben zu können und wir folglich unsere komplette Arbeit ins Gelände verlegt hatten, schafften wir es den lang gehegten Traum vom „tagelang Unterwegssein mit Pferd“ in Form von Wanderfahrten wahr werden zu lassen. Die Entscheidung, den Jungspund mit seiner Abneigung gegen das Viereck zu erhören und ihn gleich komplett „draußen“ anzureiten, fiel anschließend umso leichter."


Da es der Zweibeiner ist, der glaubt, den Plan zu machen, hier zum guten Schluss ein paar Gedanken zur Zeitfrage:

Die gemeinsame Zeit mit dem Pferd ist begrenzt. Einerseits gilt es, die Lebensspannen zu berücksichtigen, andererseits die wöchentlich und täglich verfügbare Zeit. Wenn nun der Traum des Menschen und der Wunsch des Pferdes dahingehend übereinstimmen, dass gemeinsame Abenteuer im Gelände erstrebenswert sind, dann sollten alle Aktivitäten auch darauf abgestimmt sein, weil die Zeit sonst nicht ausreicht.


• Eine gute, zweijährige Grundausbildung für das junge Pferd findet am besten im vielseitigen Gelände statt. Das is so. 

• Wer etwas gerne tun möchte, sollte genau das auch möglichst oft tun. 

• Das Reiten im Gelände lässt sich ebenso schrittweise aufbauen wie das Training auf dem Platz. Die Sicherheit des Reitplatzes benötigt in erster Linie der Mensch.


Es gibt so viele fünfzehnjährige Jungpferde, die seit Jahren ohne sichtbaren Erfolg auf das Tragen vorbereitet werden, auf die kein Sattel passt, weil sie eben nicht tragen und deren Körper sich perfekt an seine Aufgabe angepasst hat, nicht zu tragen. Die beste Zeit, den Pferdekörper in seine Aufgabe hineinwachsen zu lassen, ist im Alter von vier bis sechs Jahren. In dieser Zeit wächst der Körper in seine endgültige Form; Knochen, Hufe und myofasziales System passen sich an die Belastung an, werden durch Belastung stärker und flexibler. Auch später lässt sich noch vieles verändern, aber in diesem Alter werden die Grundlagen gebildet. Diese zwei Jahre gehen rasend schnell vorbei!


Wenn also das Ziel ein gutes, belastbares und zuverlässiges Geländepferd ist und der Wunsch besteht, mit diesem Pferd möglichst viel Zeit im Gelände zu verbringen, dann ist es sinnvoll, so viel wie möglich mit dem Pferd im Gelände unterwegs zu sein und alles, was dort geübt werden kann auch dort zu üben. 


Vielen herzlichen Dank an Julia für ihren Bericht. Eigentlich war die Idee, den Beitrag als Trilogie von Peter Jackson in Neuseeland verfilmen zu lassen. Meine drei Blogposts sind eine Art Sneak Preview.




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Wo liegt eigentlich euer Fokus, wenn ihr mit eurem Pferd zusammen seid oder mit einem Klientenpferd? Wie sieht euer Weg mit diesem Pferd aus? 

Habt ihr ein Bild davon, wie euer Pferd oder dieses Klientenpferd als starkes, gesundes und belastbares Pferd aussehen würde? Habt ihr eine Vorstellung von den Potenzialen eures Pferdes? Wisst ihr, was es leisten könnte und wollte? 

Ein sehr großer Teil der Pferde, die ich sehe, ist dauerhaft in Behandlung oder Reha, kaum belastbar, und es haben sich ganze Ausbildungssysteme für kleinschrittige Bewegungsoptimierung entwickelt. Diese werden inzwischen leider auch auf die Ausbildung junger Pferde angewandt, die als erstes lernen müssen, so zu laufen wie das kaputte Rehapferd, das keinen Schritt neben der Spur machen darf. 

Ein kleiner Teil der Reiter und Pferde hat das Zeug für den großen Sport, wobei die meisten dieser Pferde ihr Niveau nur durch intensive Betreuung und Behandlung eine Zeit lang halten können. Das sind also nicht zwangsläufig die belastbarsten Pferde, sondern eher die besttherapierten. 

Bei den ehrgeizigen Reiter*innen kommt es darauf an, korrekte Hilfen zu geben, die vom Pferd ebenso korrekt befolgt werden müsse. Die Ausbildungsskala beginnt mit Seitengängen und der hohen Schule... Die meisten von ihnen bleiben irgendwann stecken, es geht nicht weiter, der Gaul will nicht mehr und wird krank. Womit diese Gruppe eine große Schnittmenge mit den anderen beiden Gruppen aufweist. 

Es gibt sicher noch viele weitere Gruppen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie diese Schnittmengen mit den oben genannten haben. 

Eine sehr eigene Gruppe mit wenigen Schnittmengen ist die der gesunden und belastbaren Pferde. Anstatt nun weiter die Abstrusitäten zu betrachten, schauen wir doch einfach mal, wodurch sich diese Gruppe auszeichnet: 

Diese Pferde bewegen sich viel im Gelände, auf unterschiedlichen Untergründen und können sich in allen Gangarten bergauf und bergab bewegen. Sie stolpern selten, haben eine gute und unempfindlich Sattellage und tragen ihre Reiter*innen sicher. Sie sind in der Lage, Geländehindernisse wie Gräben und Baumstämme, Bäche und Hänge zu überwinden. Notfalls kommen sie auch auf dem Reitplatz klar... 

Diese Pferde sind ausdauernd, belastbar, meistens recht zuverlässig, unternehmungsfreudig und vor allem selten krank. Sie sind irgendwie normal. 

Es ist ein Trugschluss, dass die Pferde das können, weil sie gesund sind. Sie sind gesund, weil sie das können und weil sie ihren eigenen Aufgabenbereich haben. 

Es gibt einen gangbaren Weg dorthin.

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