Da sich jetzt in meinem Shopangebot auch ein ECVM-Kurs findet, möchte ich euch an dieser Stelle an einigen meiner Überlegungen zum Thema Equine Complex Vertebral Malformation teilhaben lassen.
Die medizinische Einordnung der - wie der Name schon sagt - komplexen Problematik gestaltet sich schwierig. Es scheint (ähnlich wie bei Bandscheibenvorfällen beim Menschen) Pferde mit Befund und ohne Symptome, welche mit Symptomen, aber ohne Befund, sowie, am bislang zahlreichsten, solche mit Befund und Symptomen zu geben. Derzeit wächst der Anteil der Pferde mit Symptomen in der noch nicht vorhandenen Statistik am schnellsten, da immer mehr Pferde mit Symptomen untersucht werden.
Anatomisch gesehen gibt es zahlreiche betroffene Strukturen, sei es direkt durch Fehlbildung oder indirekt durch Kompensation.
Eine "Heilung", also eine Möglichkeit, die Fehlbildungen zu beseitigen, gibt es nicht. Die faktischen Defizite durch fehlende Bestandteile in der Anatomie bleiben dem Pferd lebenslänglich erhalten. Operationen sind nach bisherigen Erfahrungen sinnvoll bei Stenosen, also Verengungen der Nervenkanäle, aber nicht nachhaltig bei Stufenbildungen in der Halswirbelsäule.
Unabhängig davon, ob diese Fehlbildungen nun züchterisch bedingt sind und ob sie nun die Ursache der ihnen zugeordneten Symptome sind oder nicht, gibt es inzwischen sehr viele Pferde mit diesen Symptomen und ebensoviele verzweifelte Reiter*innen.
Wenn wir nun davon ausgehen, dass wir zwar die Fehlbildungen nicht beseitigen können, aber dass die betroffenen Pferde vor allem lernen müssen, diesen Körper, den sie nun mal haben, sinnvoll zu gebrauchen, um sich schmerzfrei bewegen und einen Reiter tragen zu können, eröffnen sich neue Möglichkeiten.
Ich kenne nur den Werdegang von etwas mehr als einer handvoll (8) befundeter ECVM-Pferde mit mittelschwerem bis schwerem Befund und ein paar Verdachtsfälle, aber das Bild ist ziemlich klar. Genaugenommen sind diese Pferde Zeigerpflanzen, die einfach nicht mehr aushalten können, was Generationen von Pferden vor ihnen an reiterlichen Fehlleistungen ausgehalten haben. Zudem machen sie ganz klar, dass Therapie keine dauerhafte Lösung des Problems liefert.
Dabei sind nun nicht die einzelnen Reiter in ihrer Unvollkommenheit das Problem. Es gibt keine vollkommenen Reiter, und Pferde brauchen auch keine vollkommenen Reiter. Das Problem liegt in den Grundannahmen davon, wie Pferde funktionieren und wie man sie am besten ausbildet, es liegt in den Glaubenssystemen.
Aber zurück zu diesen Pferden: ALLE diese Pferde sind bislang gut reitbar geworden, zwei weitere befundete befinden sich auf einem guten Weg.
Sie wurden von Saskia Brieger und ihren BesitzerInnen auf der Grundlage von Biotensegrität und dem Konzept der Gebrauchshaltung gearbeitet. Die therapeutische Vorarbeit bestand aus manueller Faszientherapie aus dem Horsebodyforming und zum Teil aus der kurzzeitigen Anwendung des Horsebodyformers.
Damit gibt es also eine recht hohe Evidenz in der bisherigen Gruppe von Pferden, auch wenn die Gesamtzahl der Probanden noch recht niedrig ist.
Unsere spezifische Frage bezüglich unseres Versuchsaufbaus lautete, ob Pferde mit mittlerem bis schwerem ECVM-Befund reit- und belastbar werden können. Die Antwort darauf ist ein klares Ja, vorausgesetzt, die Arbeit mit diesen Pferden spielt sich konsequent unter den richtigen Vorzeichen ab.
In dem neuen Online-Kurs, den ich gemeinsam mit Saskia Brieger anbiete, möchten wir euch und euren Pferden den Weg zum "Gebrauchspferd trotz ECVM" zeigen - und wie ihr den Vorzeichenwechsel vollziehen könnt.
https://www.die-pferde-sind-nicht-das-problem.de/shop/ECVM-p598822090