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Mira, Ex-Headshakerin im neuen Leben

Maren Diehl • 19. August 2023
Fine ist fit

Hier haben wir mit dem Headshaking ein weiteres Problem, das sich - diesmal ganz ohne den Einsatz des bösen Bodyformers - mit der Kombination von Faszientherapie und Training in Gebrauchshaltung nachhaltig lösen zu lassen scheint. Drei Pferde mit sehr ähnlicher Symptomatik und sehr ähnlicher Entwicklung sind bereits von Saskia Brieger dokumentiert, ein weiteres Pferd von einer anderen Teilnehmerin der Biotensegrity Visionaires. An dieser Stelle hat Mira ihren Auftritt: 


Liebe Maren,


auch die Headshaker liegen mir sehr am Herzen, denn die eigentliche Ursache von Headshaking wird oft nicht gefunden und es werden lediglich Symptome behandelt. Man darf nicht vergessen, dass idiopathisches Headshaking mit Schmerzen, ähnlich einer Trigeminusneuralgie, verbunden ist. Das typische „Schnicken“ ist die Reaktion auf einen Reiz, der als Schmerz wahrgenommen wird.


Hier ist ein Erfahrungsbericht, der so ähnlich für mittlerweile drei Pferde gut funktioniert hat. Alle drei hatten einen abgesunkenen Brustkorb, eine Überspannung am Trapezmuskel und waren schmerzhaft im Bereich der vorderen Rippen. Ein Zufall?


Ende Februar 23 lernte ich die 8 jährige kleine Tinkerstute Mira kennen. Mira war seit etwa 2 Jahren Headshaker, die Symptome hatten langsam begonnen. Hier und da mal ein Schnicken beim Reiten, später auch beim Führen und auf der Weide, Mira ertrug Fliegen immer schlechter und das Schnicken wurde immer mehr. Tierärztlich wurde sie durchgecheckt, gefunden wurde nichts.


Mittlerweile schlug sie sich mit den Vorderbeinen die Nase blutig und rieb ihr Maul auch beim Laufen am Boden.

Irgendwann im Winter 23 gab es einen Tag lang heftigen Schneefall und Mira schnickte und schüttelte den ganzen Tag lang den Kopf, dass sie abends so müde und fertig war, dass sie sich nach dem Reinholen sofort hinlegte vor Erschöpfung.


Was mir bei ihr auffiel, war der sehr unbewegliche, zwischen die Ellenbogen geklemmte und höchst schmerzhafte Rumpf, obwohl Mira dank ihrer runden Form nicht offensichtlich trageerschöpft wirkte. Auf Berührung an Widerrist, Trapezmuskel und Schulter, reagierte sie mit Unbehagen und vorne Hufe geben war ihr fast nicht möglich.


Vorsichtig löste ich ihre verspannten Strukturen an der Vorhand, erst manuell und dann mit dem Faszienrad. Dann ging es an die Arbeit in Bewegung. Ich merkte schnell, dass Mira nie gelernt hatte auf Druck zu weichen und das spielte uns in weiterer Folge sehr in die Karten. Einmal pro Woche gab es für Mira Faszientraining und dann arbeitete ich mit ihr auf dem Platz, die Gebrauchshaltung musste ich ihr nicht lange erklären, auch ans Bridle zog sie schnell. Die ersten Einheiten waren noch von starkem Headshaking geprägt, aber es wurde von Woche zu Woche besser und bald bewegte sich Mira wieder richtig gerne.


Ende Mai 23 fiel uns auf, dass Mira nur noch sehr selten schnickte, ihr Brustkorb war wieder mobil und getragen und seit Juli 23 ist sie tatsächlich shakefrei, egal wie viel Wind, Pollen, Regen, Sonne oder Fliegen unterwegs sind, für Mira sind sie keine Belastung mehr.


Seit neuestem ist Mira auch wieder mit Reiterin unterwegs, auf dem Platz und im Gelände und natürlich am liebsten in Gebrauchshaltung! Als wir neulich eine Runde drehten, war sie flott unterwegs, ihre strahlende Besitzerin trug sie mit Freude und Leichtigkeit. Mich mit der Kamera hat sie im Vorbeitraben im Auge, ich stehe im Stoppelfeld und freue mich riesig. Die beiden werden noch viele schöne Jahre miteinander haben!


Auch der nächste Winter kann kommen, Schnee wird für Mira jetzt jedenfalls kein Problem mehr darstellen.


Liebe Grüße,


Saskia mit Mira und Besitzerin




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Wo liegt eigentlich euer Fokus, wenn ihr mit eurem Pferd zusammen seid oder mit einem Klientenpferd? Wie sieht euer Weg mit diesem Pferd aus? 

Habt ihr ein Bild davon, wie euer Pferd oder dieses Klientenpferd als starkes, gesundes und belastbares Pferd aussehen würde? Habt ihr eine Vorstellung von den Potenzialen eures Pferdes? Wisst ihr, was es leisten könnte und wollte? 

Ein sehr großer Teil der Pferde, die ich sehe, ist dauerhaft in Behandlung oder Reha, kaum belastbar, und es haben sich ganze Ausbildungssysteme für kleinschrittige Bewegungsoptimierung entwickelt. Diese werden inzwischen leider auch auf die Ausbildung junger Pferde angewandt, die als erstes lernen müssen, so zu laufen wie das kaputte Rehapferd, das keinen Schritt neben der Spur machen darf. 

Ein kleiner Teil der Reiter und Pferde hat das Zeug für den großen Sport, wobei die meisten dieser Pferde ihr Niveau nur durch intensive Betreuung und Behandlung eine Zeit lang halten können. Das sind also nicht zwangsläufig die belastbarsten Pferde, sondern eher die besttherapierten. 

Bei den ehrgeizigen Reiter*innen kommt es darauf an, korrekte Hilfen zu geben, die vom Pferd ebenso korrekt befolgt werden müsse. Die Ausbildungsskala beginnt mit Seitengängen und der hohen Schule... Die meisten von ihnen bleiben irgendwann stecken, es geht nicht weiter, der Gaul will nicht mehr und wird krank. Womit diese Gruppe eine große Schnittmenge mit den anderen beiden Gruppen aufweist. 

Es gibt sicher noch viele weitere Gruppen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie diese Schnittmengen mit den oben genannten haben. 

Eine sehr eigene Gruppe mit wenigen Schnittmengen ist die der gesunden und belastbaren Pferde. Anstatt nun weiter die Abstrusitäten zu betrachten, schauen wir doch einfach mal, wodurch sich diese Gruppe auszeichnet: 

Diese Pferde bewegen sich viel im Gelände, auf unterschiedlichen Untergründen und können sich in allen Gangarten bergauf und bergab bewegen. Sie stolpern selten, haben eine gute und unempfindlich Sattellage und tragen ihre Reiter*innen sicher. Sie sind in der Lage, Geländehindernisse wie Gräben und Baumstämme, Bäche und Hänge zu überwinden. Notfalls kommen sie auch auf dem Reitplatz klar... 

Diese Pferde sind ausdauernd, belastbar, meistens recht zuverlässig, unternehmungsfreudig und vor allem selten krank. Sie sind irgendwie normal. 

Es ist ein Trugschluss, dass die Pferde das können, weil sie gesund sind. Sie sind gesund, weil sie das können und weil sie ihren eigenen Aufgabenbereich haben. 

Es gibt einen gangbaren Weg dorthin.

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