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Ein guter Anfang

Maren Diehl • 2. Januar 2022
Die Unterschiedlichkeit der Köpfe auf den Punkt gebracht

2022 startet vielversprechend und passend zu Pudelorakel*! Zwischen den Jahren fand bereits das erste Meeting meines ersten Online-Kurses statt (Allerbeste Argumente für Geländereitende), und ich muss sagen, dass sich so wunderbar arbeiten lässt. 


Im ersten Meeting lernen wir uns gegenseitig kennen und es entstehen (huch??) neue  Arbeitsschwerpunkte und -richtungen. Zum Glück sind meine Kurse nie "fertig", auch wenn ich die einzelnen Module thematisch durchplane. Daher kann ich die Richtung der Gruppe begleiten und nach dem Meeting passendes Anschauungs- und Arbeitsmaterial sowie Hausaufgaben und Forschungsaufgaben für die Zeit bis zum nächsten Meeting in den Arbeitsbereich der Gruppe hochladen. Alle haben mehr Zeit als in Präsenzseminaren, Fragen können in Ruhe per Mail gestellt oder ebenfalls hochgeladen werden. Die Kurse sind kein fertiges Produkt, sondern ein gemeinsamer Prozess. Jeder Kurs ist einzigartig! 


Wer hätte gedacht, dass Video-Coaching und Online-Kurse so effizient sein können? Ich zu Beginn des letzten Jahres noch nicht. Klar war mir nur, dass ich keine Voice-Overs mit Anweisungen oder Live-Fernunterricht machen wollte. Für mich waren die ersten Coachings eine Spielerei mit einem neuen Format. Videosequenzen zerschnippeln, ein Thema herausfiltern, das Wesentliche hervorheben, Standbilder extrahieren, Grafiken basteln. Ich war kreativ, hatte Spaß und meine Mitspielerinnen fanden das toll. Es bildete sich eine Gruppe mit eigenem Chatroom für den Austausch und 24/7/365 Support. Wir haben immer noch viel Spaß zusammen, aber so effizient sich das Lernen gestaltet, der Zeitaufwand für mich ist zu hoch, um alleine vom Video-Coaching leben zu können. Bezahlbar soll das Ganze ja auch bleiben. 


Die Erklärvideos, die in der Folgezeit entstanden, waren und sind absolut hilfreich, um Konzepte zu verstehen und einen Überblick zu gewinnen. Sie sind gleichzeitig kurz und umfassend, frei von verbalen Verzierungen und kommen auf den Punkt - nur fehlt mir der persönliche Kontakt.  


Nun aber scheine ich "mein" Format gefunden zu haben. Natürlich kann man so nicht reiten lernen. Dafür braucht es weiterhin den Präsenzunterricht. Für erfahrene Reiter*innen und alle Professionen rund ums Pferd jedoch sind diese interaktiven Kurse optimal. Bis auf die Meetings (die aber auch aufgezeichnet werden) ist alles zeitlich flexibel und das Ganze hat eine deutlich bessere Ökobilanz als meine bisherigen Präsenzseminare zwischen Schleswig-Holstein und Südtirol. Die vielen geschrubbten Kilometer hatten mich schon lange gestört! 


Ein weiterer Vorteil in der Arbeit mit dem Pferd ist die Entzerrung. Wie oft habe ich es erlebt, dass die noch unverarbeiteten Themen aus dem Theorieblock in Verbindung mit der Entschlossenheit, die Reitzeit zu nutzen und auf dem Pferd alles richtig zu machen, zu Chaos, Verwirrung und Frustration geführt  haben. Ebenso war am zweiten Tag bei vielen Teilnehmenden der Arbeitsspeicher voll, es fehlte die Zeit zum Sinnieren, zum Betrachten und Vergleichen. Richtig gute, zielführende Fragen erreichten mich häufig erst Tage oder Wochen später, wodurch ihr Wert für das Gruppenverständnis verloren war. 


Im Online-Kurs kann jede*r im eigenen Tempo vorwärts, im Kringel oder auch mal zurück gehen. Die Gruppe wirkt durch die Unterschiedlichkeit der Denkstrukturen, Erfahrungen und Wahrnehmungen bereichernd, da für den Austausch ebenfalls genügend Zeit ist. Gleichzeitig findet die Vielfalt ein Fundament und einen strukturierenden Rahmen, so dass sie nicht zu Beliebigkeit führt. 


Ihr könnt es herauslesen, ich bin recht glücklich mit meinen Kursen und hoffe sehr, dass es allen Teilnehmenden ebenso geht. Sobald ich den zeitlichen Aufwand der laufenden Kurse einschätzen kann, gehen weitere spannende Themen an den Start!


*Pudelorakel: 

Wie der Hund das neue Jahr beginnt,  wird auch das Jahr: Mit Begeisterung und vollem Elan in wenigen Sätzen und unter zwei Sekunden den Steilhang hoch, am Ende der Steigung ein Höhenflug und dann ebenso begeistert, schnell, trittsicher und glücklich wieder zurück.

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Wo liegt eigentlich euer Fokus, wenn ihr mit eurem Pferd zusammen seid oder mit einem Klientenpferd? Wie sieht euer Weg mit diesem Pferd aus? 

Habt ihr ein Bild davon, wie euer Pferd oder dieses Klientenpferd als starkes, gesundes und belastbares Pferd aussehen würde? Habt ihr eine Vorstellung von den Potenzialen eures Pferdes? Wisst ihr, was es leisten könnte und wollte? 

Ein sehr großer Teil der Pferde, die ich sehe, ist dauerhaft in Behandlung oder Reha, kaum belastbar, und es haben sich ganze Ausbildungssysteme für kleinschrittige Bewegungsoptimierung entwickelt. Diese werden inzwischen leider auch auf die Ausbildung junger Pferde angewandt, die als erstes lernen müssen, so zu laufen wie das kaputte Rehapferd, das keinen Schritt neben der Spur machen darf. 

Ein kleiner Teil der Reiter und Pferde hat das Zeug für den großen Sport, wobei die meisten dieser Pferde ihr Niveau nur durch intensive Betreuung und Behandlung eine Zeit lang halten können. Das sind also nicht zwangsläufig die belastbarsten Pferde, sondern eher die besttherapierten. 

Bei den ehrgeizigen Reiter*innen kommt es darauf an, korrekte Hilfen zu geben, die vom Pferd ebenso korrekt befolgt werden müsse. Die Ausbildungsskala beginnt mit Seitengängen und der hohen Schule... Die meisten von ihnen bleiben irgendwann stecken, es geht nicht weiter, der Gaul will nicht mehr und wird krank. Womit diese Gruppe eine große Schnittmenge mit den anderen beiden Gruppen aufweist. 

Es gibt sicher noch viele weitere Gruppen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie diese Schnittmengen mit den oben genannten haben. 

Eine sehr eigene Gruppe mit wenigen Schnittmengen ist die der gesunden und belastbaren Pferde. Anstatt nun weiter die Abstrusitäten zu betrachten, schauen wir doch einfach mal, wodurch sich diese Gruppe auszeichnet: 

Diese Pferde bewegen sich viel im Gelände, auf unterschiedlichen Untergründen und können sich in allen Gangarten bergauf und bergab bewegen. Sie stolpern selten, haben eine gute und unempfindlich Sattellage und tragen ihre Reiter*innen sicher. Sie sind in der Lage, Geländehindernisse wie Gräben und Baumstämme, Bäche und Hänge zu überwinden. Notfalls kommen sie auch auf dem Reitplatz klar... 

Diese Pferde sind ausdauernd, belastbar, meistens recht zuverlässig, unternehmungsfreudig und vor allem selten krank. Sie sind irgendwie normal. 

Es ist ein Trugschluss, dass die Pferde das können, weil sie gesund sind. Sie sind gesund, weil sie das können und weil sie ihren eigenen Aufgabenbereich haben. 

Es gibt einen gangbaren Weg dorthin.

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