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Differenzierung und Synthese

Maren Diehl • 9. April 2022
Trennendes und Verbindendes

Wenn die Dinge durcheinander geraten und die Aspekte sich vermischen, wenn ein Text aus unterschiedlichen Perspektiven unter unterschiedlichen Voraussetzungen gelesen wird, muss nachgearbeitet werden. Bitte schön:


• Distanziert habe ich mich von Leuten, die behaupten, das Gleiche zu meinen und zu tun wie ich, während ich das, was von diesen Leuten als erstrebenswert beschrieben und in Bildern gezeigt wird, für nicht kompatibel halte. 


• Es ging dabei nicht um Biotensegrität als solche.


• Biotensegrität ist kein geschützter oder schützbarer Begriff. Das heißt, dass sich jede/r damit beschäftigen und die gewonnenen Erkenntnisse der eigenen Arbeit zugrunde legen kann.


• Dies wiederum bedeutet nicht, dass alle, die sich mit Biotensegrität befassen, das Gleiche meinen oder das Gleiche tun. Das wäre auch langweilig. 


• Biotensegrität erklärt, wie ein Lebewesen funktioniert. 


• Biotensegrität ist weder gut noch schlecht.


• Biotensegrität kann nicht verlorengehen.


• Biotensegrität erklärt das, was jemand für erstrebenswert hält ebenso wie das, was man ablehnt. 


• Das heißt, dass man auf der Grundlage von Biotensegrität, so, wie man sie eben versteht, mit den Pferden auf sehr unterschiedlichen Wegen sehr unterschiedliche Ziele verfolgen kann, mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen.


• Aber immerhin sind die Hebel aus dem Spiel.


Das, was aus der Beschäftigung mit Biotensegrität entsteht, ist also etwas sehr Individuelles.


• Jean-Luc Cornille beispielsweise befasst sich ebenfalls schon sehr lange mit Biotensegrität, aber mit einem anderen Fokus als ich, in einem anderen Setting und mit anderen Schlussfolgerungen. 


• Biotensegrität als Erklärungsmodell wäre hier der gemeinsame Nenner, ohne dass wir generell das Gleiche meinen oder tun.


• Die zusätzlichen Grundannahmen (über Biotensegrität hinaus) wären es wert, diskutiert zu werden, denn sie führen zu den sehr unterschiedlichen, in sich aber logischen Ergebnissen. 


Die Beschreibung der Gebrauchshaltung durch Hans von Heydebreck ist für mich schlüssig, nachvollziehbar in Theorie und Praxis und absolut kompatibel mit den Prinzipien der Biotensegrität. Daher ist sie ein Bestandteil meines Gesamterklärungsmodells.


Die LSG-These stammt von mir, obwohl ich die Anatomie nicht erfunden habe.

Sie wird durch die biotensegralen Prinzipien und das Weiterdenken der Möglichkeiten biotensegraler Strukturen gestützt und lässt sich widerspruchsfrei mit der Gebrauchshaltung verbinden. Zudem zeigt ihre Berücksichtigung in der Praxis überzeugende Ergebnisse. Diese These habe ich zu einem Zeitpunkt erstmals formuliert, als es noch so gut wie keine brauchbaren Informationen über das Lumbosakralgelenk und seine Funktion gab.


Im Fokus meiner Arbeit, die eine Synthese aus den genannten Aspekten darstellt, steht das gesunde und belastbare Pferd und nicht die Pathologien, die dressurmäßige Performance oder der Hochleistungssport. Diese reitweisenunabhängige Ausrichtung teile ich vielleicht ebenfalls mit anderen Pferdemenschen. Hier soll die Reitweisenfreie Zone ein verbindendes Element sein.


Ich hoffe, die Dinge nun ausreichend differenziert dargestellt zu haben und wünsche allen ein schönes Wochenende!


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Wo liegt eigentlich euer Fokus, wenn ihr mit eurem Pferd zusammen seid oder mit einem Klientenpferd? Wie sieht euer Weg mit diesem Pferd aus? 

Habt ihr ein Bild davon, wie euer Pferd oder dieses Klientenpferd als starkes, gesundes und belastbares Pferd aussehen würde? Habt ihr eine Vorstellung von den Potenzialen eures Pferdes? Wisst ihr, was es leisten könnte und wollte? 

Ein sehr großer Teil der Pferde, die ich sehe, ist dauerhaft in Behandlung oder Reha, kaum belastbar, und es haben sich ganze Ausbildungssysteme für kleinschrittige Bewegungsoptimierung entwickelt. Diese werden inzwischen leider auch auf die Ausbildung junger Pferde angewandt, die als erstes lernen müssen, so zu laufen wie das kaputte Rehapferd, das keinen Schritt neben der Spur machen darf. 

Ein kleiner Teil der Reiter und Pferde hat das Zeug für den großen Sport, wobei die meisten dieser Pferde ihr Niveau nur durch intensive Betreuung und Behandlung eine Zeit lang halten können. Das sind also nicht zwangsläufig die belastbarsten Pferde, sondern eher die besttherapierten. 

Bei den ehrgeizigen Reiter*innen kommt es darauf an, korrekte Hilfen zu geben, die vom Pferd ebenso korrekt befolgt werden müsse. Die Ausbildungsskala beginnt mit Seitengängen und der hohen Schule... Die meisten von ihnen bleiben irgendwann stecken, es geht nicht weiter, der Gaul will nicht mehr und wird krank. Womit diese Gruppe eine große Schnittmenge mit den anderen beiden Gruppen aufweist. 

Es gibt sicher noch viele weitere Gruppen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie diese Schnittmengen mit den oben genannten haben. 

Eine sehr eigene Gruppe mit wenigen Schnittmengen ist die der gesunden und belastbaren Pferde. Anstatt nun weiter die Abstrusitäten zu betrachten, schauen wir doch einfach mal, wodurch sich diese Gruppe auszeichnet: 

Diese Pferde bewegen sich viel im Gelände, auf unterschiedlichen Untergründen und können sich in allen Gangarten bergauf und bergab bewegen. Sie stolpern selten, haben eine gute und unempfindlich Sattellage und tragen ihre Reiter*innen sicher. Sie sind in der Lage, Geländehindernisse wie Gräben und Baumstämme, Bäche und Hänge zu überwinden. Notfalls kommen sie auch auf dem Reitplatz klar... 

Diese Pferde sind ausdauernd, belastbar, meistens recht zuverlässig, unternehmungsfreudig und vor allem selten krank. Sie sind irgendwie normal. 

Es ist ein Trugschluss, dass die Pferde das können, weil sie gesund sind. Sie sind gesund, weil sie das können und weil sie ihren eigenen Aufgabenbereich haben. 

Es gibt einen gangbaren Weg dorthin.

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