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Mutmachende Ponygeschichten - Fine wird fit! (2)

Saskia Brieger • 8. Juli 2023
Fine wird fit

Liebe Maren,


jetzt habe ich tatsächlich richtig Lust weiterzuschreiben zu Fine. Am Montagmorgen werden wir, Fines Besitzerin und ich, zusammen ausreiten und darauf freue ich mich schon sehr. Ich bekomme inzwischen nur Gutes berichtet, und das freut mich natürlich auch riesig. Aber jetzt weiter im Text:


(2) Fine wird fit 


Mit der Diagnose musste natürlich einiges umgestellt werden, Fütterung und Bewegung in erster Linie, aber auch Wärmemanagement und Haltung. Fine lebt in einem Offenstall mit Kumpel und einer kleinen Ponyherde, direkt am Haus ihrer Besitzerin. Hinter dem Reitplatz liegt der Wald.

Wir mussten einiges durchprobieren, um das richtige Verhältnis aus Ruhe und Bewegung für Fine zu finden und gerade der Winter war für alle Beteiligten eine richtig harte Zeit….


Anfang Januar 2023 war ich sehr viel mit unterschiedlichen Pferden und dem Bodyforming, mit dem ich seit 2020 arbeite, zugange. Ich hatte tolle Erfolge und Marens Bücher mit Begeisterung gelesen. In einer ruhigen Einheit, alleine mit einem Pferd, stellte ich fest dass ich dieses dazu bringen konnte „sich aufzuspannen“. Reproduzierbar, auch mit anderen Pferden. Völlig euphorisch dachte ich mir, das müsse es wohl sein, das verheißungsvolle Wort mit B. Und ich glaubte ich könnte ab sofort Pferde „tensegral“ trainieren, weil sie sich ja aufspannten, ja, das musste es sein!!! Ich fand das sehr spannend bis sensationell!


Heute bin ich wahnsinnig froh, dass ich geistesgegenwärtig genug war, mich erst einmal für den Biotensegrity Pioneers Kurs Ende Januar 2023 anzumelden, denn wie es sich schnell herausstellte, hatte ich lediglich einen klitzekleinen Schnipsel des Ganzen erahnt. Ich hatte eine leise Idee davon bekommen, was mir Hebel und Zahnräder nie ernsthaft sinnvoll erklären konnten, ich aber irgendwie schon lange gespürt hatte. An meinem Verständnis hatte ich gezweifelt, aber nicht an den Hebeln, genau wie ich lange dachte, ein falsches Verständnis vom Genick des Pferdes zu haben. Heute kann ich darüber schmunzeln, aber ich habe wirklich in einem Anatomiebuch nachgeschlagen, weil nirgends in meinem reiterlichen Umfeld das Genick des Pferdes der höchste Punkt war. So absolut gar nicht und wenn ich mich heute umschaue, hat sich daran auch leider nicht allzuviel geändert, außer dass mein reiterliches Umfeld bedeutend größer geworden ist.


(In einem Anatomiebuch nachzuschauen, besser noch in mehreren, ist übrigens eine gute Idee, die man nicht belächeln muss! A.d.R.)


Fine wurde weiterhin mit dem Bodyformer gearbeitet, liebte ihre Faszienarbeit und forderte diese auch regelrecht ein. Unter dem Sattel entwickelte sie sich sehr gut, kam aber ohne das Bodyforming Reiten (vor allem zum warm up) nicht wirklich gut zurecht, es wurde für sie immer wieder schwierig mit der Rechtsstellung und -biegung. Ansonsten ging es ihr prima und sie hatte richtig Lust auf Bewegung und kam mental immer mehr zur Ruhe.


Mittlerweile bin ich recht gut ins Thema Biotensegrität eingetaucht und beim Visionaires Kurs angekommen. Dadurch habe ich wirklich ein anderes, für mich sehr stimmiges Gefühl für lebende Körper in Bewegung bekommen. Vor allem habe ich tatsächlich auch sehr viel erfahren und gespürt und begriffen, dass es komplex ist, aber irgendwie auch einfach. Ganz natürlich und nicht falsch interpretierbar, wenn man sich ernsthaft damit befasst. Viele Puzzleteile sind an ihren Platz gefallen, wie es so schön heisst, Aha-Erlebnisse habe ich fast täglich, ich habe viele Dinge für mich ganz neu sortiert. Zum Thema Lumbosakralgelenk ist mir ehrlich gesagt eine ganze Flutlichtanlage aufgegangen, ich habe es in meine Arbeit aufgenommen und schenke ihm viel Aufmerksamkeit. Und Fine samt Besitzerin (und noch einige andere) profitieren davon, das ist für mich wirklich sehr erfüllend zu sehen.


Gute Nacht mal wieder ;))


Saskia



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Wo liegt eigentlich euer Fokus, wenn ihr mit eurem Pferd zusammen seid oder mit einem Klientenpferd? Wie sieht euer Weg mit diesem Pferd aus? 

Habt ihr ein Bild davon, wie euer Pferd oder dieses Klientenpferd als starkes, gesundes und belastbares Pferd aussehen würde? Habt ihr eine Vorstellung von den Potenzialen eures Pferdes? Wisst ihr, was es leisten könnte und wollte? 

Ein sehr großer Teil der Pferde, die ich sehe, ist dauerhaft in Behandlung oder Reha, kaum belastbar, und es haben sich ganze Ausbildungssysteme für kleinschrittige Bewegungsoptimierung entwickelt. Diese werden inzwischen leider auch auf die Ausbildung junger Pferde angewandt, die als erstes lernen müssen, so zu laufen wie das kaputte Rehapferd, das keinen Schritt neben der Spur machen darf. 

Ein kleiner Teil der Reiter und Pferde hat das Zeug für den großen Sport, wobei die meisten dieser Pferde ihr Niveau nur durch intensive Betreuung und Behandlung eine Zeit lang halten können. Das sind also nicht zwangsläufig die belastbarsten Pferde, sondern eher die besttherapierten. 

Bei den ehrgeizigen Reiter*innen kommt es darauf an, korrekte Hilfen zu geben, die vom Pferd ebenso korrekt befolgt werden müsse. Die Ausbildungsskala beginnt mit Seitengängen und der hohen Schule... Die meisten von ihnen bleiben irgendwann stecken, es geht nicht weiter, der Gaul will nicht mehr und wird krank. Womit diese Gruppe eine große Schnittmenge mit den anderen beiden Gruppen aufweist. 

Es gibt sicher noch viele weitere Gruppen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie diese Schnittmengen mit den oben genannten haben. 

Eine sehr eigene Gruppe mit wenigen Schnittmengen ist die der gesunden und belastbaren Pferde. Anstatt nun weiter die Abstrusitäten zu betrachten, schauen wir doch einfach mal, wodurch sich diese Gruppe auszeichnet: 

Diese Pferde bewegen sich viel im Gelände, auf unterschiedlichen Untergründen und können sich in allen Gangarten bergauf und bergab bewegen. Sie stolpern selten, haben eine gute und unempfindlich Sattellage und tragen ihre Reiter*innen sicher. Sie sind in der Lage, Geländehindernisse wie Gräben und Baumstämme, Bäche und Hänge zu überwinden. Notfalls kommen sie auch auf dem Reitplatz klar... 

Diese Pferde sind ausdauernd, belastbar, meistens recht zuverlässig, unternehmungsfreudig und vor allem selten krank. Sie sind irgendwie normal. 

Es ist ein Trugschluss, dass die Pferde das können, weil sie gesund sind. Sie sind gesund, weil sie das können und weil sie ihren eigenen Aufgabenbereich haben. 

Es gibt einen gangbaren Weg dorthin.

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