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Die Reise

Maren Diehl • 28. Dezember 2022

Liebe Pferdemenschen,


habt ihr schon einmal erlebt, dass ein Ende sich wie ein Anfang von etwas Neuem anfühlt? letzte Woche fand das letzte Meeting des dritten und letzten Biotensegrity Pioneers Kurses 2022 statt, und es wirkte über weite Strecken wie der erste Schritt der Biotensegrity Visionaires, die sich erstmals im Januar 2023 treffen werden.


Wie war das Jahr 2022, wie waren die Kurse mit den Biotensegrity Pioneers für die Teilnehmenden, wie waren sie für mich?


DIE MENSCHEN

Überraschend für viele Teilnehmende war nach meinem Empfinden, welch ein Fass sie da aufgemacht haben und wie komplex und umfassend sich der begonnene Paradigmenwechsel auf das gesamte Weltbild auswirkt. Einige waren vielleicht zu Beginn etwas erschrocken, aber im Verlauf der Kurse wuchs bei (fast) allen die Faszination für dieses "unfassbar spannende" Thema.


"Wenn Pferdemenschen nur eine einzige Fortbildung machen dürften, die Biotensegrity Pioneers wären definitiv DAS Mittel der Wahl. Aber Achtung, Weltsichtveränderung und Suchtpotenzial garantiert!" (Caroline Limpert)


DIE PLATTFORM

Auch wenn einige anfangs mit dem Format "gefremdelt" haben, wie es eine Teilnehmerin ausdrückte, hat es sich doch als eine gute Wahl erwiesen, da es den Teilnehmenden eine sehr flexible Zeiteinteilung gewährt und unterschiedlichen Lerntypen, Arbeitsgeschwindigkeiten, Persönlichkeiten und Fragestellungen Spielraum gibt.


Zudem bietet das "Arbeitsbuch" beste Möglichkeiten zum gemeinschaftlichen Einkreisen und Auflösen von Denk- und Formulierungsfallen sowie zum Austausch der Teilnehmenden untereinander.


DIE PFERDE 

"Der Biotensegrity Pioneers Kurs hat mir für mich und meine Pferde vieles klarer gemacht und Althergebrachtes durcheinander geworfen. Unsere Zusammenarbeit und unser Miteinander haben ganz andere Dimensionen angenommen."

Eigentlich stehen die Pferde bei den Biotensegrity Pioneers nicht im Mittelpunkt des Geschehens, und doch verändert sich ganz nebenbei unglaublich viel.

 

"Und (ich habe) damit meinem Herrn Pferd die größte Freude gemacht: endlich zu verstehen und nachvollziehen zu können, was er schon immer wusste und versucht hat, mir zu zeigen!"


Die Pferde sind auf einmal nicht mehr Objekt der reiterlichen oder therapeutischen Bemühungen, sie sind aktive Mitforschende in einem Prozess der Wandlung. 

Der Wandel im Weltbild wandelt das Verhalten, wandelt die Qualität der Interaktionen zwischen Körperteilen, zwischen Pferd und Mensch, zwischen der Pferd-Reiter-Dyade und ihrer Umgebung. Die Erlebnisse wiederum wandeln ihrerseits das Weltbild, womit ein nachhaltiger, dauerhafter Wandlungsprozess zu wirken beginnt.


DER PROZESS 

Für die Biotensegrity Pioneers sind die individuellen Wirkungen dieses dynamischen Prozesses deutlich spürbar, wobei ein Ende desselben kaum absehbar ist. 

Die Dynamik betrifft den Fokus, die Perspektive, die Verknüpfungen - visuell käme das Geschehen einer wilden Kamerafahrt nahe, mit deren Hilfe etwas aus allen Blickwinkeln, aus der Nähe und der Ferne, von innen und von außen, zuerst unscharf und dann immer klarer betrachtet wird.


MEINE AUFGABE 

als Kamerafrau ist es, im jeweils richtigen Moment für Licht, Schärfe und Rahmen zu sorgen, für Zeitlupenaufnahmen und Zeitraffer. Vor allem sehe ich es als Aufgabe, Fragen bis zur Zufriedenheit der Fragestellenden wirklich zu beantworten und gegebenenfalls herauszufinden, wie die Frage überhaupt lautet. Zur Beantwortung tragen kleine, oft spontan erfundene Selbstversuche bei, die das theoretische Verständnis mit der physischen Wirklichkeit verbinden. In dieser Hinsicht halte ich es unverdrossen mit Goethe: 


"Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nie erjagen."


FAZIT

Das Jahr mit den Biotensegrity Pioneers war ein inspirierendes, und sein Ende fühlt sich bereits jetzt wie ein neuer Anfang an, da einige Pioneers 2022 im nächsten Jahr als die ersten Biotensegrity Visionaires neue Bereiche erforschen werden. (Der Kurs Biotensegrity Visionaires ist der auf den Kurs Biotensegrity Pioneers aufbauende Kurs in meinem Angebot. Gleichzeitig werden sich zahlreiche weitere Biotensegrity Pioneers auf die Reise begeben. Ich freu mich auf euch!

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Wo liegt eigentlich euer Fokus, wenn ihr mit eurem Pferd zusammen seid oder mit einem Klientenpferd? Wie sieht euer Weg mit diesem Pferd aus? 

Habt ihr ein Bild davon, wie euer Pferd oder dieses Klientenpferd als starkes, gesundes und belastbares Pferd aussehen würde? Habt ihr eine Vorstellung von den Potenzialen eures Pferdes? Wisst ihr, was es leisten könnte und wollte? 

Ein sehr großer Teil der Pferde, die ich sehe, ist dauerhaft in Behandlung oder Reha, kaum belastbar, und es haben sich ganze Ausbildungssysteme für kleinschrittige Bewegungsoptimierung entwickelt. Diese werden inzwischen leider auch auf die Ausbildung junger Pferde angewandt, die als erstes lernen müssen, so zu laufen wie das kaputte Rehapferd, das keinen Schritt neben der Spur machen darf. 

Ein kleiner Teil der Reiter und Pferde hat das Zeug für den großen Sport, wobei die meisten dieser Pferde ihr Niveau nur durch intensive Betreuung und Behandlung eine Zeit lang halten können. Das sind also nicht zwangsläufig die belastbarsten Pferde, sondern eher die besttherapierten. 

Bei den ehrgeizigen Reiter*innen kommt es darauf an, korrekte Hilfen zu geben, die vom Pferd ebenso korrekt befolgt werden müsse. Die Ausbildungsskala beginnt mit Seitengängen und der hohen Schule... Die meisten von ihnen bleiben irgendwann stecken, es geht nicht weiter, der Gaul will nicht mehr und wird krank. Womit diese Gruppe eine große Schnittmenge mit den anderen beiden Gruppen aufweist. 

Es gibt sicher noch viele weitere Gruppen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie diese Schnittmengen mit den oben genannten haben. 

Eine sehr eigene Gruppe mit wenigen Schnittmengen ist die der gesunden und belastbaren Pferde. Anstatt nun weiter die Abstrusitäten zu betrachten, schauen wir doch einfach mal, wodurch sich diese Gruppe auszeichnet: 

Diese Pferde bewegen sich viel im Gelände, auf unterschiedlichen Untergründen und können sich in allen Gangarten bergauf und bergab bewegen. Sie stolpern selten, haben eine gute und unempfindlich Sattellage und tragen ihre Reiter*innen sicher. Sie sind in der Lage, Geländehindernisse wie Gräben und Baumstämme, Bäche und Hänge zu überwinden. Notfalls kommen sie auch auf dem Reitplatz klar... 

Diese Pferde sind ausdauernd, belastbar, meistens recht zuverlässig, unternehmungsfreudig und vor allem selten krank. Sie sind irgendwie normal. 

Es ist ein Trugschluss, dass die Pferde das können, weil sie gesund sind. Sie sind gesund, weil sie das können und weil sie ihren eigenen Aufgabenbereich haben. 

Es gibt einen gangbaren Weg dorthin.

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