oder
Warum ein solcher Hintern bei jedem Pferd, aber insbesondere bei einem ECVM-diagnostizierten Warmblut, ein gutes Zeichen ist:
Glatt, rund, zufrieden, unauffällig, unspektakulär. So sieht ein gutes Reitpferd von hinten aus. Keine Dellen, keine Hubbel, keine Kanten, keine Muskelstränge.
Eigentlich ganz normal. Aber warum ist das nicht normal? Warum sieht man das so selten?
Vielleicht liegt das daran, dass zu viele Reitende zu hohe Ziele haben, um sich in Ruhe mit dem Normalen zu beschäftigen. Oder es liegt daran, dass sie sich zu sehr auf die Probleme konzentrieren. Die Warmblutstute, zu der dieser Hintern gehört, war vor nicht allzulanger Zeit noch das personifizierte Drama. Putzen? Drama. Satteln? Krise. Aufsitzen? Gefährlich. Am hingegebenen Zügel losreiten? Tschüss. Gelände? Himmelfahrtskommando.
Und jetzt: Putzen? Pferd steht. Satteln? Pferd steht. Aufsitzen? Pferd steht. Anreiten am hingegebenen Zügel? Geht. Gelände? Pferd läuft. Konstant und ohne Scheuen. Es kennt seinen Job. In allen drei Gangarten, in unterschiedlichen Tempi und auf wechselnden Untergründen. Das ist normal.
Diese Normalität hat sich eingestellt mit der Arbeit in Gebrauchshaltung und dem ans Gebiss ziehen. Damit hat das Pferd eine klar definierte Aufgabe gefunden, die es erfreut angeht. Dazu war beim Pferd kein "Umlernen" nötig. Das hat einfach gesagt: "Ja, so geht's."
Damit ist es übrigens nicht alleine. Das ist die normale Reaktion auf die Gelegenheit, sich physiologisch sinnvoll zu bewegen. Das ist eine normale Reaktion auf eine normale Normalität. Diese Normalität beinhaltet, dass das Pferd in seinem Körper wieder zuhause ist, dass es sich und die Umwelt wieder spüren mag. Sie beinhaltet für das Pferd Selbstwirksamkeit.
Und die Reiterin? Sie weiß, dass alles gut ist, so lange das Pferd vorwärts ans Gebiss zieht. Sie weiß, dass sie alles reiten kann, auch einen Springparcours oder eine Dressurprüfung, so lange das Pferd horizontal vorwärts zieht. Wie das in der Versammlung geht, wird sie auf dem Weg dorthin gemeinsam mit ihrer Stute lernen.
Währenddessen genießen beide diese neue Normalität und haben eine gute Zeit miteinander.
Einfach schön.